Die neueste Unterhaltungselektronik kann uns Rund um die Uhr überwachen
Anlässlich der Vorstellung von Google Home, einer drahtlosen Lautsprecher-Box, die aufs Wort hört und beispielsweise die gewünschte Musik spielt oder Fragen beantwortet, warnt die Bundesbeauftragte für Datenschutz, Andrea Voßhoff, vor einer »theoretischen Rund-um-die-Uhr-Überwachung« durch solche Sprachassistenten.
Google hat auf den Erfolg der Lautsprecher-Säule Echo reagiert, die aktiv wird, sobald sie mit »Alexa« angesprochen wird, aber auch sonst alles zu jeder Zeit mithört. Drei Millionen Stück hat der Hersteller Amazon davon schon verkauft. Auch Facebook und Microsoft wollen jetzt nachziehen, Apple baut Siri zur Alexa-Konkurrentin aus. Immer tiefer dringen Konzerne so ins Privatleben vor, erfassen immer sensiblere Daten – ohne dass, so Voßhoff, deren Nutzung hinreichend transparent sei.
Pannen, wie kürzlich die Löschung lokal gespeicherter Musik bei privaten Nutzern des Apple-Programms iTunes, sollten uns warnen: Im Zeitalter von Big Data stehen hinter »Big Brother« nicht mehr nur staatliche Stellen, wie noch in George Orwells Roman »1984«, sondern zunehmend auch private Unternehmen, deren Geräte ihren Nutzern so große Vorteile versprechen, dass sie freiwillig Daten über sich generieren lassen und zur Verfügung stellen – oder wie der Soziologe Zygmunt Bauman sagt: »Wie die Schnecke, die ihr Haus immerzu bei sich trägt, so müssen die Beschäftigten in der schönen neuen flüchtig-modernen Welt ihr jeweils persönliches Panoptikum selbst hervorbringen und auf dem eigenen Buckel mitschleppen.«
red
Der Beitrag erscheint in der Melodie und Rhythmus 4/2016, erhältlich ab dem 1. Juli 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.