
Foto: Dietmar Koschmieder
Auf fünf Säulen steht Kubas Musik – Doch wie Verhalten sich europäische und afrikanische Einflüsse zueinander? Ein Streifzug durch eine multiethnische Entwicklungsgeschichte
Olavo Alén Rodríguez *
Dr. Olavo Alén Rodríguez, geboren 1947 in Havanna, ist Pianist, Musikologe, Gründer und erster Direktor des Zentrums für Forschung und Entwicklung kubanischer Musik, das er von 1978 bis 2005 leitete. Er studierte ab 1969 zunächst bei Professor Argeliers León, dem Begründer der Musikwissenschaften in Kuba, wurde zum Studium in die DDR delegiert und kam über Halle an die Humboldt-Universität in Berlin. 1977 gewann er dort den Humboldt-Preis, »danach zahlte die DDR meine Promotion«, berichtet er im Gespräch mit M&R.
Zwei Jahre später wurde er in Havanna Leiter des Zentrums, kehrte für seine Promotion noch ein halbes Jahr nach Berlin zurück. Als Gastprofessor wurde er u. a. von Universitäten in Finnland, Dänemark, der DDR, der BRD, Frankreich, Schweden, der USA, Puerto Rico, Brasilien eingeladen, zwischen 1980 und 1993 nahm er eine Professur an der kubanischen Kunsthochschule Instituto Superior de Arte wahr. Wir trafen ihn in seinem Haus im Stadtteil Cerro. Dort erzählte er u. a. von seinen Forschungen zur Musikgeschichte unter besonderer Berücksichtigung seines jüngsten Werkes »Occidentalicacion de las Culturas Musicales africanas en el Caribe« (»Die Verwestlichung der afrikanischen Musikkulturen in der Karibik«).
Die Wurzeln der kubanischen Musik liegen in der Kolonialgeschichte. Es gibt mehrere kubanische und viele afrikanische Musikkulturen – und eine afrokubanische, die sich stark von denen mit afrikanischen und kubanischen Ursprüngen unterscheidet. Fernando Ortiz war der erste Wissenschaftler, der den Terminus »afrokubanisch« verwandte. Jedoch findet sich in seinen Büchern keine Definition. Die symphonischen Werke der klassischen Musiktradition hier in Kuba – also von Amadeo Roldán und Alejandro García Caturla – werden »Afrokubanismen « genannt. In der wissenschaftlichen Literatur heißen sie »Movimiento afrocubanismo « (Afrokubanische Bewegung). Hört man sich aber die Werke von Roldán an, ist das kubanisch. Caturlas größtes Werk »La Rumba« ebenso. Die Komponisten haben sich vielleicht inspirieren lassen. Mehr nicht. Der Begriff »afrokubanisch« wurde also falsch benutzt – so meine These. Kubanische Musik ist in Kuba entstanden, afrika nische Musik in Afrika, und die afrokubanische Musik stammt aus beiden.
Afrikanische Muster
Zum Beispiel die Batá-Trommeln der Santería. Santería ist eine afrokubanische Religion. Es gibt keine Santería in Nigeria, sondern die Orisha-Religion. Santería – das Wort kommt von »santo« (Heiliger), aber Nigeria kennt keine Heiligen, sondern nur Orishas, die Götter.
* Der Beitrag basiert auf einem Gespräch von M&R mit Olavo Alén Rodríguez im Februar 2016, Cerro/Havanna. Zusammenfassung: Ruth Sonntag
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 4/2016, erhältlich ab dem 1. Juli 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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