Foto: Felipe Dana
Gangsta-Rap und schlechter Hip-Hop statt Samba, Forró, Sertaneja, Bossa: Brasiliens Musikszene verändert sich unter dem Globalisierungsdruck. Impressionen aus den Megacitys São Paulo und Rio de Janeiro
Klaus Hart
Schon Monate vor dem Beginn der Weltmeisterschaften 2006 und 2010 stand Brasilien nahezu Kopf – karnevaleske Euphorie, Menschentrauben an den Straßenbars, fette Sounds, diverse Fußball-Hymnen wummerten durch die Straßenschluchten der Millionenstädte: keine Musikshow, ob Samba, Forró oder Rock, ohne das Thema »Futebol«. 2014 ist von all dem nichts zu spüren. Zwar werden einige neue Fußball-Songs auf den Markt geworfen, doch nicht einmal das offizielle FIFA-Lied »We Are One (Ole Ola)«, dargeboten von durchaus bekannten Artisten der brasilianischen Popmusik, animiert. Selbst von den Radiostationen wird es gemieden. Zurückhaltung statt Euphorie – und das im Land des fünffachen Weltmeisters.
Die Stimmung kippte vor einem Jahr. Häufig geben seitdem Proteste den Ton an. Tatsächlich wuchs in den vergangenen Jahren das Unverständnis über die riesigen Ausgaben für die Fußball-WM einerseits und weiter existierenden sozialen Problemen andererseits. Zehn Milliarden Euro Kosten für die Fußball-Infrastruktur, drei Milliarden Einnahmen für die FIFA. Die zwölf High-Tech-Stadien der Copa do Mundo de Futebol als weiträumig abgesperrte Sicherheitszonen. Die Maracanã-Kultarena in Rio – das einst größte Stadion der Welt von 200.000 Plätzen auf 73.000 Sitzschalen niedersaniert. Mobile Händler bleiben ausgesperrt wie Armut und Elend. Das erzeugt Wut.
Bevor der WM-Ball zu rollen begann, verdeutlichte der Verlauf des alljährlich größten Kulturfestivals von São Paulo, »Virada Cultural«, die Stimmungslage. Halb so wenig Besucher wie 2013, eine auffällige Desorganisation, Dutzende von »Arrastao« (Fischzug) genannten Überfällen. Dazu Plünderungen aller Art – Bands kontra Banden: Auftritte mussten abgebrochen oder gleich ganz abgesagt werden. Von der Vielfalt brasilianischer Populärmusik war wenig zu spüren.
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