Anfang 2012 veränderte sich die Diskussion um Urheberrecht und Künstlervergütung: Auf einmal standen sich Urheber und Konsumenten direkt gegenüber, der Interessenkonflikt jenseits des großen Geldes trat hervor. Kleinkünstler sagten überraschende Sätze wie »ich will für meine Werke bezahlt werden«. In den folgenden heftigen Diskussionen rückte die GEMA ins Visier, diesmal aus Urhebersicht. Viele Mitglieder erkannten, dass sie gar nicht genau wussten, wie der Apparat funktioniert, und wären nach der Aufklärung lieber ausgetreten. Aber wie sollten sie dann einen gerechten Anteil erhalten von dem Geld, das überall nach der im Gesetz verankerten »GEMA-Vermutung« an die GEMA bezahlt werden muss? Wie einer Gesellschaft entkommen, deren Monopol geschützt ist und in der nur die umsatzstärksten Mitglieder (ca. 5%) das Sagen haben? Durch Konkurrenz.
Hier will die Cultural Commons Collecting Society (C3S) ansetzen. Die C3S möchte sich als non-profit-Verwertungsgesellschaft in Form einer Europäischen Genossenschaft gründen, in der jedes Mitglied eine Stimme hat. Damit sie sich erfolgreich gründen und das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) sie zulassen kann, benötigt der bisher noch lose Zusammenschluss aus Urhebern, Rechtsanwälten und Förderern aber noch mehr Gründungsmitglieder und Urheber. Mitte Juli startet daher ein europaweites Crowdfunding bei Startnext, bei dem sowohl Urheber als auch Förderer Anteile der neuen Genossenschaft zeichnen können, auch GEMA-Mitglieder.
Wenn das DPMA der Gründung einer alternativen Verwertungsgesellschaft zustimmt, dann wäre das Monopol gebrochen und die GEMA-Vermutung hinfällig. Damit könnte der C3S ein juristischer Befreiungsschlag gelingen, von dem sämtliche Veranstalter, Performer und Urheber profitieren könnten, zusätzlich zu einer neuen, transparenten und effizienten Methode für die Verteilung von Einnahmen aus CC-NC-lizenzierter Musik.
Text: Rudy Gasson
Website: c3s.cc
Der Beitrag erscheint in der Melodie&Rhythmus 4/2013, erhältlich ab dem 28. Juni 2013 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.