Das politische Werk von Erwin Schulhoff wird wiederentdeckt
Bastian Tebarth
Den jüdischen Komponisten Erwin Schulhoff assoziierte man bislang vor allem mit der von den Nazis als »entartet« verfemten Musik der bürgerlichen Avantgarde der 1920er-Jahre. Wenig bekannt ist, dass Schulhoff auch ein eminent politischer Künstler war – ein Kommunist, der sich dem Faschismus seiner Zeit radikal entgegenstellte. Vielleicht erfahren seine Arbeiten deshalb heute in Krisenzeiten mit wachsender rechter Gefahr wieder Aufmerksamkeit. Im Sommer stehen, soweit es die Coronapandemie zulässt, Konzerte an, vor Kurzem erschien eine Einspielung seiner Oper »Flammen«, und eine erste Kompilation seines gesamten Liedschaffens mit bislang unveröffentlichtem Material, darunter kommunistische Politsongs und Agitprop, geriet zu einer kleinen Sensation.
In seinen frühen Werken verarbeitete der 1894 als Sohn eines wohlhabenden Textilhändlers in Prag geborene und 1942 in einem bayrischen KZ verstorbene Komponist Ideen aus Dadaismus und Jazz: Wie ein Schwamm nahm er die Kunst und Musik seiner Zeit auf, war mit Malern wie George Grosz befreundet und ließ sich von Modetänzen wie Charleston und Foxtrott genauso inspirieren wie von der Vierteltonmusik eines Alois Hába. Zwischen 1919 und 1924 lebte Schulhoff, der in Leipzig und Köln unter anderem bei Max Reger ausgebildet worden war, in Dresden. …
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Lieder
Bastille Musique
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 3/2021, erhältlich ab dem 18. Juni 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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