Melodie & Rhythmus

Warnung vor Bagatellisierung

23.06.2020 14:03

00067
»Flüchtlinge« von Gerhard Kurt Müller, 1987
Foto: Kunstarchiv Beeskow

Zweiter Weltkrieg, Befreiung und Freundschaft zur Sowjetunion in der DDR-Kunst

Interview: Matthias Rude

Das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt zeigt anlässlich des 75. Jahrestags des Kriegsendes Gemälde, Grafiken und Fotografien aus dem Kunstarchiv Beeskow in Brandenburg. M&R sprach mit dem Kurator der Sonderausstellung, dem Kunsthistoriker Axel Drieschner, über die Konzeption und vergessene Blickwinkel.

Sie zeigen Werke, die dem Realismus, dem Expressionismus und der abstrakten Kunst zuzuordnen sind. Den Zeitraum, in dem sie entstanden sind, haben Sie allerdings begrenzt. Nach welchen Kriterien sind die Bilder ausgesucht worden?

Die ausgewählten Bilder aus dem Kunstarchiv Beeskow, das seit 2016 mit dem Dokumentationszentrum institutionell verbunden ist, zeigen die differenzierte Perspektive der 1980er-Jahre auf die historischen Geschehnisse. In dieser Zeit wurden im Osten wie im Westen Verkrustungen in der Erinnerungskultur gelöst, indem zuvor Vergessenes oder Tabuisiertes aufgegriffen wurde, wie die Kritik an militaristischen Traditionen und der Mord an den Juden. In der Ausstellung sind diese Themen etwa durch das Gemälde »Alte Gespenster« von Gerhard Goßmann und die Grafiken »Babij Jar« und »Treblinka« von Rainer Herold repräsentiert. Was die NS-Aufarbeitung betrifft, so ist Kunst aus dem letzten Jahrzehnt der DDR besonders interessant, auch in Hinblick auf die Reflexion unserer gegenwärtigen Erinnerungskultur.

Auf einer der Exponattafeln heißt es: »Die beispiellose Grausamkeit der deutschen Kriegsführung, die auf sowjetischer Seite 27 Millionen hauptsächlich zivile Opfer forderte, erhält im öffentlichen Gedächtnis der DDR mehr Raum, als dies zur selben Zeit in der Bundesrepublik der Fall ist.«

Ja, in der DDR war das stets präsent, …

Kunst der Erinnerung
Krieg, Befreiung, Freundschaft in Bildern aus dem Kunstarchiv Beeskow

Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR Eisenhüttenstadt
Bis 20. September 2020
alltagskultur-ddr.de

Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2020, erhältlich ab dem 26. Juni 2020 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

Ähnliche Artikel:

Anzeigen



TOP 10: April 2024

Liederbestenliste

Ältere M&R-Newsletter

Aus dem M&R-Archiv

Auf Ostfrontlinie gebracht
Nationalistische Parolen, Geschichtsklitterung, Hassexzesse, sogar Begeisterung für den totalen Krieg – einer wachsenden Zahl von Künstlern und Intellektuellen ist offenbar jedes Mittel recht, um sich der neuen Volksgemeinschaft gegen Russland anzudienen. weiterlesen

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Rudolstadtfestival 2023: Viva Cuba

Fotos von Katja Koschmieder und Jens Schulze weiterlesen

In eigener Sache

Stellenausschreibung
Die Verlag 8. Mai GmbH sucht eine Kulturredakteurin (m/w/d) für die Melodie & Rhythmus

*****************

Wenn die Kraft fehlt
Weshalb der Verlag 8. Mai das Kulturmagazin Melodie & Rhythmus einstellt

Leider müssen wir heute eine schmerzliche Niederlage eingestehen: Das Magazin für Gegenkultur Melodie & Rhythmus (M&R) kann nicht weiter erscheinen. Das hat verschiedene Gründe, sie sind aber vor allem in unserer Schwäche und in der der Linken insgesamt zu sehen. weiterlesen

*****************

»Man hat sich im ›Grand Hotel Abgrund‹ eingerichtet«
Zum Niedergang des linken Kulturjournalismus – und was jetzt zu tun ist. Ein Gespräch mit Susann Witt-Stahl

Ausgerechnet vor einem heißen Herbst mit Antikriegs- und Sozialprotesten wird M&R auf Eis gelegt – ist das nicht ein besonders schlechter Zeitpunkt?
Ja, natürlich. … weiterlesen

logo-373x100

Facebookhttps://www.facebook.com/melodieundrhythmus20Twitter20rss

Jetzt abonnieren

flashback