
Fotos (Montage): Rich Kids of Instagram, Zeppelin Films
Rich-Kids-Internetkultur als Phänomen der Verrohung des Kapitalismus
Maren Hansson
Natürlich sitzen auch in Zeiten der Coronakrise nicht alle in einem Boot. Der Stern fand im April deutliche Worte: »Die Vereinigten Staaten entblößen sich vor unseren Augen als Bananenrepublik, in der die Reichen die Flucht ins Ferienhaus ergreifen, während die Armen und Schwachen auf der Straße sterben, weil im Krankenhaus kein Platz mehr ist.« Drastische Auswüchse des sich derzeit radikalisierenden Upperclass-Chauvinismus lassen sich in den sogenannten sozialen Medien beobachten. Vor allem die Bilderplattform Instagram wird zur Selbstdarstellung genutzt. Dort posiert die Jeunesse dorée in diesen Tagen mit Designerschutzmasken von Gucci und Louis Vuitton oder protzt damit, die Zeit der Selbstisolation entspannt auf einer Jacht verbringen zu können. »Quarantäne kann sich wie der ultimative Urlaub anfühlen, wenn man einen Privatjet und eine Villa hat«, kommentiert die britische Boulevardzeitung The Sun entsprechende Fotos. Aufs Feiern wird natürlich auch nicht verzichtet. So sorgte beispielsweise Mitte April ein Video für Unmut, das eine »Glam-Lockdown-Party« auf Bali zeigte: Dutzende reiche Jugendliche aus Großbritannien ließen es dort auf dem Höhepunkt der Pandemie in einer Luxusvilla – inklusive DJ und Pool krachen.
Schon 2012 fanden sich derartige Postings aus der Welt der Reichen und Neureichen auf dem Tumblr-Blog namens »Rich Kids of Instagram«. Unter dem Motto »Sie haben mehr Geld als du, und das ist, was sie tun« wurden Fotos von Millionärstöchtern und -söhnen präsentiert, die offenbar nichts Besseres zu tun haben, als Geld auszugeben. Das Blog bezeichnete sich selbst als »Fenster zur Welt der privilegierten Jugend«.
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2020, erhältlich ab dem 26. Juni 2020 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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