Nach 16 Jahren verkünden Superpunk ihren Rücktritt. Zum Abschied schenken sie ihren Fans ein Best-Of-Album
Text: Andrea Puschmann, Foto: Markus Wustmann
Es ist immer traurig, wenn sich eine Band auflöst. Vor allem, wenn es eine Band trifft, von der man sich Größeres erhofft hatte. Der Grund für das Ende ist die Erfolgsfalle. Die fünf sympathischen Männer mit den korrekt sitzenden Anzügen aus Hamburg haben nämlich nicht aus Langeweile beschlossen, ab sofort Rosen und Orchideen zu züchten oder Minimal-Techno zu produzieren. Ihnen ist es trotz großer Beharrlichkeit nicht gelungen, den Status von Megastars zu erlangen oder im großen Stil von ihrer Musik zu leben. Dabei galt diese coole Band, die sich zwischen der Welt des Massengeschmacks und einer kleinen intellektuellen Schicht positionierte, als Ausnahmeerscheinung in der deutschen Musiklandschaft.
Man fragt sich, warum diese Band mit ihren klugen Texten mit typisch hanseatischem Humor und charmantem Garagenrock mit Northern-Soul-Anleihen vom Erfolg ausgeschlossen war. Wenn man heute noch als Musiker Geld verdienen will, muss man das Publikum wohl zu Tode unterhalten oder ein multiples Unterhaltungsprogramm mit krassen Outfits, ausgefallenen Bühnenshows, provokanten Texten, hochgepitchten Stimmen und osteuropäischen Tierparaden-Beats auffahren. Oder Wellness bieten. All jene, die hören wollen, wie eine der wichtigsten deutschsprachigen Bands klingt, sollten sich zum Einstieg die Platte »A Young Person‘s Guide To Superpunk« holen. Dort sind alle Großtaten aus fünfzehn Jahren Bandgeschichte auf einer Platte verewigt. Bei Knallern wie »Man kann einen ehrlichen Mann nicht auf seine Knie zwingen«, »Neue Zähne für meinen Bruder und mich«, »Ja, ich bereue alles«, »Matula, hau mich raus« oder »Das waren Mods« dürfte eigentlich keiner auf seinem Stuhl sitzen bleiben.
Superpunk waren wie kaum eine andere Band in der Lage, so gekonnt das Leiden der menschlichen Seele in heitere Unterhaltung zu überführen. Und natürlich hat man sie für ihre Authentizität und die schweißtreibenden Shows geliebt. Sie setzten beim Publikum eine ungeahnte Energie frei. Wer Superpunk noch einmal sehen will, bevor alles vorbei ist, sollte diese großartigen Momente mit der Band auf ihrer letzten Tour teilen.
Der Beitrag erscheint in der Melodie&Rhythmus 3/2012, erhältlich ab dem 27. April 2012 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch hier bestellen.
»A bisserl was ging immer«-Tour
24.05.12 Essen Zeche Carl
25.05.12 Köln Gebäude 9
26.05.12 Frankfurt am Main Zoom
27.05.12 München Atomic Café
28.05.12 Stuttgart Schocken
01.06.12 Berlin Festsaal Kreuzberg
02./03.06.12 Hamburg Knust
