In den Medien werden zur Zeit Musikindustrie und Musikjournalismus heftig kritisiert. Dass die damit verbundenen Probleme keineswegs neu sind und nicht nur für kapitalistische Verhältnisse typisch, belegen unsere beiden historischen melodie&rhythmus-Beiträge: Der bekannte Fernsehkommentator Karl-Eduard von Schnitzler beklagt in der m&r vom Dezember 1962 die »Einheitssoße« der Tanzmusikschaffenden. Er hält ihre Musik für »zu brav-langweilig!«. Benno Bogenschütz kritisiert in der m&r 1963 die Musikkritiker seiner Zeit als wohlwollende Plauderer, die »jegliches Inserat der Schallplattenfirma überflüssig machen«. Uns ist bewusst, dass auch m&r da Schwächen hat. In der Diskussion wollen wir mit diesen historischen Texten einsteigen.
Kritik von Karl-Eduard von Schnitzler
»In den letzten zwei, drei Jahren ist unsere Tanzmusik beträchtlich besser geworden! Aber immer noch (mit wenigen Ausnahmen): zu phantasielos, zuwenig abwechslungsreich, zu brav – langweilig!
Einige Ursachen (meiner unmaßgeblichen Meinung nach): Der Kreis der Erzeuger von Tanzmusik (einschließlich Texten) ist zu klein und betreibt Inzucht.
Gründe: a) Eine Reihe namhafter Komponisten und Dichter mißachten die ehrbare Muse Tanzmusik und lehnen die Mitarbeit ab. b) Der Bedarf an Tanzmusik ist derartig groß, daß fast alles Angebotene genommen werden muß, was wiederum c) nicht dazu angetan ist, das Streben der Schlagererzeuger nach Qualität anzustacheln; d) scheint es mir – vor allem in Schallplattenkreisen – Erscheinungen zu geben, die man schlicht als Vetternwirtschaft bezeichnen könnte. e) Die Suche nach neuen Komponisten und Textdichtern wird von gewissen einschlägigen Stellen nur mit halbem Herzen, viertel Phantasie und Null-Kommaein-Prozent Energie betrieben (etwa wegen d?). …
Den kompletten Artikel lesen Sie in der melodie&rhythmus 1/2010, erhältlich im jW-Online-Shop.
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