ERICH FRIED ZUM 100. GEBURTSTAG

Foto: Catherine Fried-Boswell
Matthias Rude & Susann Witt-Stahl
Melodie & Rhythmus veranstaltet am 7. und 8. Mai 2021 gemeinsam mit der Tageszeitung junge Welt eine große Filmschau und Gala im Kino Babylon in Berlin. Die M&R-Redaktion sprach mit Mitwirkenden, die den Dichter persönlich kannten oder seine Werke interpretiert haben: Rolf Becker, Jill Evans, Klaus Fried, Claudia Hahm, Chris Jarrett, Gerhard Lampe, Martin Rosenbaum, Roland Steiner, Barbara Thalheim.
Der Titel eines der letzten Gedichte, die Erich Fried vor seinem Tod nach einer langen, schweren Krebserkrankung schrieb, lautet: »Was bleibt?« Er stellt darin die Überlegung an, was er hinterlassen, was Bestand haben wird. »Die ganze Welt soll bleiben«, lautet die vorletzte Zeile. Claudia Hahm, Dichterin und langjährige Mitarbeiterin von Erich Fried, hält diesen »tiefen Wunsch« des Lyrikers für »nicht selbstverständlich, denn es gibt Menschen, denen es völlig egal ist, ob es nach ihrem Ableben weitergeht, es gibt sogar einige, die am liebsten alle anderen gleich mitnehmen würden in ihren Tod«. Das Gedicht endet mit der Zeile: »Oder bleibt nichts?« Sie lade jeden ein, so Hahm, »sich selbst zu fragen, was er dazu beitragen kann, dass die Welt bleibt«.
Weil er der festen Überzeugung war, dass die Welt nur bleiben kann, wenn sie nicht bleibt, wie sie ist, dichtete Erich Fried beharrlich gegen die Entfremdung und gegen die Verdinglichung des Menschen im Bann des Spätkapitalismus: »gegen das Nicht-mehr-Sehen, Nicht-mehr-Fühlen, Nicht-mehr-merken-Wollen, was mit uns geschieht und was wir einander tun«, notierte er 1983. Literatur könne Menschen verändern und auch in der Gesellschaft »therapeutische Wirkungen« entfalten, meint Claudia Hahm, die heute Psychologin ist. »Ich habe auch mit Gedichten von Erich Fried gearbeitet. Besonders mit denen, die in Menschen Widerstand hervorrufen.« Kennengelernt hatte sie den Schriftsteller 1980: Sie hatte ihn bei der Vorbereitung einer Lesung in Wuppertal hinter den Kulissen getroffen und von ihm einen Haufen Texte vorgelegt bekommen, mit der Bitte, Korrekturvorschläge zu machen. …
[↗] melodieundrhythmus.com/erich-fried
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2021, erhältlich ab dem 19. März 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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