
Eine Jugendkultur gegen die Demütigungsapparatur des Neoliberalismus – Skinheads, London 1981
Foto: Picture Alliance / George Plemper
Warum Didier Eribons »Rückkehr nach Reims« den Nerv der Zeit getroffen hat
Gerhard Hommer
»Man kann ein Buch über die Scham geschrieben haben, ohne sie zu überwinden«, notiert der französische Soziologe Didier Eribon rückblickend auf »Rückkehr nach Reims«. In dem Buch, das autobiografische Erzählung und soziologische Analyse verbindet, beschreibt Eribon seinen Aufstieg durch Bildung und Kultur: Das Arbeiterkind aus der Provinz wird zum Pariser Intellektuellen, ohne dass indessen die Scham der Herkunft nachlassen würde.
Soziale Scham ist ein perfider Affekt. Wer sich schämt, muckt nicht auf. Der Soziologe Norbert Elias bestimmt sie als »Angst vor der sozialen Degradierung oder, allgemeiner gesagt, vor den Überlegenheitsgesten Anderer«. Weil der Beschämte sich ängstlich unterwirft, kann der Affekt dazu dienen, soziale Hierarchien zu stabilisieren. Wenn von sozialer Scham die Rede ist, geht es deshalb immer auch um gesellschaftliche Verhältnisse. Insofern ist es zeitdiagnostisch bemerkenswert, dass Didier Eribons »Rückkehr nach Reims« auf so viel Resonanz gestoßen ist. Seit seinem Erscheinen 2016 in Deutschland wurde das Buch von den bürgerlichen Feuilletons euphorisch aufgenommen und avancierte zum Bestseller unter Linksliberalen. …
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2020, erhältlich ab dem 13. März 2020 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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