Wie Popkultur Krieg als Normalzustand inszeniert
Interview: John Lütten
Die kanadischen Sozialwissenschaftler Erin Steuter und Geoff Martin haben sich in ihrem Buch »Pop Culture Goes to War: Enlisting and Resisting Militarism in the War on Terror« ausführlich mit dem Verhältnis von Kulturindustrie und Kriegspropaganda befasst. M&R sprach mit ihnen über die Reinterpretation militärischer Gewalt, Selbstopferung des Soldaten und die Methoden der Veralltäglichung des Krieges.
Ist Kriegspropaganda ohne Popkultur heute überhaupt noch möglich?
Erin Steuter (ES): Zumindest keine wirksame! Sicher kann man militärische Interventionen starten, ohne allzu viel Wert auf die öffentliche Meinung zu legen. Aber um Kriege durchdringend in der Bevölkerung zu legitimieren und die ganze Gesellschaft auf Kurs zu bringen, sind Medien und Popkultur heute unerlässlich. Sie schaffen Deutungs- und Interpretationsmuster, schüren Stimmungen, machen Krieg und Militär alltäglich. Filme zeigen uns, wer Freund und wer Feind ist, Musiker schreiben patriotische Songs für die Armee, und Sport-Events promoten sie.
Sie schreiben, die Grundlage heutiger Pro-Kriegs-Popkultur in den USA sei eine »Reinterpretation« des Viet-namkriegs gewesen. Was meinen Sie damit?
Geoff Martin (GM): Die US-Eliten standen nach dem »Vietnam-Syndrom«, also dem Trauma des verlorenen Krieges, vor dem Problem, dass die Bevölkerung militärischen Auslandseinsätzen eher skeptisch gegenüberstand. …
Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2019, erhältlich ab dem 22. März 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.