
Mishka Henner: »Tascosa Feedyard, Bushland, Texas«, Archiv-Pigmentdruck, 150 x 190 cm, 2013

Foto: Liz Lock
Mishka Henner beleuchtet die Verbrechen der Fleischindustrie aus einer ungewöhnlichen Perspektive
Mishka Henner ist Künstler und Fotograf. Die Arbeiten des Belgiers, der in Manchester lebt, wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und international ausgestellt, unter anderem in New York im MoMA und im Metropolitan Museum of Art. Henner will die großen Zusammenhänge des modernen Kapitalismus sichtbar machen. Seine »Feedlots«-Serie aus den Jahren 2012 und 2013 zeigt die Mastanlagen der US-amerikanischen Fleisch-industrie durch Screenshots von Google-Earth-Aufnahmen. M&R sprach mit ihm über seine Annäherung an die Objekte durch Abstraktion, die Grenzen der Dokumentarfotografie und die Massentierhaltung als Metapher für ein lückenloses Ausbeutungssystem.
Auf die »Feedlots« sind Sie zufällig bei der Recherche via Google Earth gestoßen. Wonach hatten Sie ursprünglich gesucht, um schließlich Mastanlagen zu finden?
Eigentlich habe ich damals zu Ölfeldern recherchiert. Die Ölindustrie ist riesig und mächtig. Dennoch gehört sie zu den Industrien, deren Entscheider und Akteure man öffentlich kaum sieht. Sie sind quasi unsichtbar. Die Politik lässt ihnen alles durchgehen, obwohl sie Tote zu verantworten haben und das, was sie tun, sehr gravierende Folgen für die Gesellschaft und die Natur hat. Mit der Fleischindustrie und ihren Mastanlagen ist es ganz genauso. Wir haben gar keinen Bezug mehr zur Produktion des Fleisches. Darum habe ich mich entschieden, mich näher damit zu befassen. Ich habe damals außerdem mit -Google Earth experimentiert, weil ich nach neuen Möglichkeiten suchte, diese Industrie als Ganzes abzubilden – mit einer einfachen Kamera geht das ja nicht. Ich wollte sie auf eine Art und Weise zeigen, wie man sie vorher noch nie gesehen hat.
In der Tat haben Sie eine ungewöhnliche Art der Darstellung gewählt: Man blickt buchstäblich aus der Vogelperspektive auf die Anlagen und nur von außen auf sie und nicht hinein. Arbeiter sind gar nicht zu sehen, die Tiere allenfalls als kleine Punkte. Was sieht man auf diese Weise, was sonst unsichtbar ist?
Man wird damit anders zum Nachdenken über die Fleischindustrie angeregt als etwa durch konventionelle Bilder aus Schlachthöfen. Als ich anfing, mit -Google Earth zu arbeiten, hatte ich keine Lust mehr auf die Art von Dokumentarfotografie, die sich nur mit einzelnen Menschen befasst. …
In der gedruckten Ausgabe:
Werke von Mishka Henner
Mishka Henner: »Tascosa Feedyard, Bushland, Texas«, Archiv-Pigmentdruck, 150 x 190 cm, 2013
Mishka Henner: »Coronado Feeders, Dalhart, Texas«, Archiv-Pigmentdruck, 150 x 180 cm, 2012
Mishka Henner: »Coronado Feeders, Dalhart, Texas«, Archiv-Pigmentdruck, 150 x 180 cm, 2012
Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2020, erhältlich ab dem 13. Dezember 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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