Seit Jahrhunderten werden die Roma unterdrückt, verfolgt und vertrieben. Die Filme von Tony Gatlif erzählen von ihrer leidvollen Wanderschaft – und von der Schönheit ihrer Musik
Jörg Tiedjen
Niemand weiß, warum sie einst ihre Heimat verließen. War es wirtschaftliche Not, war es Verfolgung, oder war es, was man einmal »Wanderlust« nannte? Und stammen sie tatsächlich aus Indien? Kommt der Name »Roma« wirklich aus dem Sanskrit und bedeutet »Mensch niederer Kaste, der von Musik lebt«? Bei aller Ungewissheit steht fest: Auf ihrem Weg durch die Kulturen und Zeiten haben die Roma ein musikalisches Universum von bedrückender Schönheit, aber auch abgrundtiefer Trauer hervorgebracht. Ihm hat der 1948 in Algier geborene französische Filmregisseur Tony Gatlif, dessen Mutter Romni und dessen Vater Algerier war, ein Denkmal gesetzt.
Da ist der Film »Latcho drom« (Gute Reise) von 1993, der seinen Anfang im nordindischen Rajasthan bei den Kalbelia nimmt – Nomaden, die als »Unberührbare« ganz unten stehen im Kastensystem der Hindus. War es ein Stamm wie dieser, der sich, wie man annimmt, vor mehr als einem Jahrtausend aufmachte Richtung Westen? Eine Melodie der ägyptischen Roma, Tausende Kilometer, ja Zeitalter entfernt an den Ufern des Nils, klingt wie ein Nachhall ihrer Gesänge. Bis hierhin, scheint es, war der Weg leicht. Doch im mittelalterlichen Europa begann der bis heute andauernde Leidensweg der Roma. In wenigen Versen fasst ein Lied aus Ungarn ihre Erfahrungen zusammen: »Die Welt liebt uns nicht / Man hat uns gejagt / Man hat uns verflucht / Verurteilt, ein Leben lang umherzuirren.«
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 1/2016, erhältlich ab dem 30. Dezember 2015 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.