Seeed professionalisieren ihren Erfolg und verlieren ihre Leidenschaft
Text: Georg Rackow, Foto: Monique Wüstenhagen
Eines lässt sich mit Sicherheit sagen: Seeed sind 2012 keine Reggae- Band mehr mit Rock`n`Roll im Blut, keine kraftvolle Dancehall- Combo mit Style und Charakter, sondern ein durchkonzipiertes Pop-Produkt, eine gut geölte und perfekt laufende Unterhaltungsmaschine. Soviel zumindest wurde deutlich beim Tourabschlusskonzert in der am zweiten Abend in Folge ausverkauften Berliner Max-Schmeling-Halle.
Seeed spielen mittlerweile in dem kritikfreien Kontinuum der Chartspitzen-Acts und können sich auf die Loyalität ihrer Fans verlassen. Doch hat sterile Professionalität die Leidenschaft abgelöst, die die Band vor ein paar Jahren noch zum heißesten Geheimtipp des Festivalsommers gemacht hat. Heute besteht das Live-Set zu gefühlten 80 Prozent aus Songs mit etwa 80 beats per minute und erreicht damit gerade mal so das belebende Herzschlag-Niveau. Es gibt keine Soli aus den Reihen der zehnköpfigen Band, kaum Mitmachaktionen fürs Publikum und auch kaum Bewegung bei den drei piefigen Frontmännern Peter Fox, Boundzound und Dellé, außer die langweilig gewordene Step-links-Step rechts-Markenzeichen-Choreografie. Von den Fans nimmt das der Band jedoch niemand übel. Je weniger künstlerisch die Songs sind, desto beschwingter wird bis in die letzte Reihe geschunkelt. Fast könnte man meinen, dass die Zuschauer bei manchen Songs nur deshalb so ausgelassen mittanzen, damit der Funke der Leidenschaft endlich mal auf die Bühne überspringt. Doch ein Blick auf die Ränge zeigt, die Stimmung ist tatsächlich einfach ausgelassen, ohne jeglichen Groll und in völliger Zufriedenheit mit den Umständen.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 1/2013, erhältlich ab dem 4. Januar 2013 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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