Melodie & Rhythmus

»Man sollte seinen Gegner gut kennen«

11.12.2018 14:38

Jörg Haider, 1986 bis 2000 Parteivorsitzender der FPÖ, redet auf einer Veranstaltung seiner Partei zur Landtagswahl in der Steiermark,  Sporthalle Leibnitz 1995. Foto: Robert Newald
Jörg Haider, 1986 bis 2000 Parteivorsitzender der FPÖ, redet auf einer Veranstaltung seiner Partei zur Landtagswahl in der Steiermark, Sporthalle Leibnitz 1995.
Foto: Robert Newald

Robert Newald hat mit seinen Fotografien die Rechte in Österreich dokumentiert − und entlarvt

Interview: Thomas Salter

Robert Newald, geboren 1956, ist einer der bekanntesten Pressefotografen Österreichs. Er hat für Die Zeit, Falter, LA Times, L’Humanité, Libération, Salzburger Nachrichten, Süddeutsche Zeitung, Volksstimme, Wiener Zeitung und viele andere gearbeitet. Sein Portfolio umfasst Bildreportagen des politischen und gesellschaftlichen Zeitgeschehens, Porträts von Prominenten, Landschafts- und Architekturfotografie. Vor allem aber ist er ein bedeutender Chronist der Geschichte des Neofaschismus in der Alpenrepublik, von den 80er-Jahren bis in die Gegenwart.

Sie haben im Alter von 13 Jahren angefangen, professionell zu fotografieren …

Na ja, »professionell« − ich hab da meine ersten Bilder verkauft.

Das ist doch die Definition.

Ja, aber im Grunde meiner Seele bin ich immer Amateur geblieben. Amateur kommt ja von Liebe. Ich habe damals unseren Schulausflug auf die Burg Kreuzenstein fotografiert und die Bilder an meinen Mitschüler verkauft, damit ich mir neues Fotopapier und neue Fotochemie leisten konnte. So ging es dann immer weiter: Meine Eltern haben mich in die Tanzschule geschickt, eine Katastrophe. Aber ich habe auf den Schulbällen meine Klassenkameraden mit ihren Freundinnen fotografiert. Das hat Geld gebracht, um auf eine bessere Kamera zu sparen. Mein Ziel war nie, reich zu werden. Mein Ziel war und ist es, lässige Fotos zu machen.

Und was hat Sie zum Journalismus gebracht?

Die Lust auf Überraschung. Früher, am Sonntag, wenn meine Mutter gekocht hat, meinte sie immer: »Geh weg, du gehst mir auf die Nerven!« Und ich bin dann durch das bröckelige und graue Wien der späten 60er-Jahre spaziert, das ich so liebte, vor der Fassadenbehübschung, und habe fotografiert. Ich habe ungefähr gewusst, in welche Richtung ich gehe, aber ich wusste nicht, was passieren würde. Das ist das, was mich bis heute fasziniert: sich auf Geschichten einzulassen.

Eines Ihrer alten Bilder aus dem Jahr 1987 hat kürzlich für Aufregung gesorgt. Darauf ist der bekannte Neonazi Gottfried Küssel zu sehen …

… ja, das A*** …

… und mit dabei: René Schimanek, inzwischen Kabinettsleiter bei dem FPÖ-Bundesverkehrsminister Norbert Hofer. Wie ist das aufgetaucht?

Ich habe für mein Archiv viele Fotos aus der analogen Zeit digitalisiert. Als Hofer 2016 als Bundespräsident kandidierte und ich den Namen René Schimanek gehört habe, fiel sofort der Groschen. Ein Tastendruck, das Bild war da. …

Die Fotoreportage »Inszenierung der Demagogie. Neofaschismus in Österreich« finden Sie in der gedruckten Ausgabe.

newald.at

Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2019, erhältlich ab dem 14. Dezember 2018 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

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