Melodie & Rhythmus

»Die Haft zerstört sie«

30.03.2022 11:44
Foto: Richard Ross

Foto: Richard Ross

Richard Ross über den inhumanen Jugendstrafvollzug in den USA

Interview: Bastian Tebarth

Der US-amerikanische Fotograf Richard Ross erfährt als Leiter des Projekts »Juvenile in Justice« schon seit mehr als einem Jahrzehnt große internationale Aufmerksamkeit. 2012 wurde er dafür mit dem Preis für die beste Nachrichten- und Dokumentarfotografie ausgezeichnet. Für seine Langzeitreportage über die Zustände in den Jugendgefängnissen der USA hat Ross, der 1947 in New York geboren wurde und an der Universität Santa Barbara in Kalifornien Bildjournalismus lehrt, minderjährige Häftlinge fotografiert, interviewt und ihnen damit auch eine Stimme gegeben. Gegenwärtig arbeitet er an einem Projekt zur Rekonstruktion von Fällen, in denen Jugendliche wenige Jahre nach ihrer Haftentlassung Opfer von Gewalttaten wurden. Seine Werke werden weltweit in Museen wie der Tate Modern in London ausgestellt und in renommierten Zeitungen und Zeitschriften wie dem New York Times Magazine veröffentlicht. M&R sprach mit Richard Ross über Motivation und Alltag seiner Arbeit in Jugendstrafanstalten, über rabiate Disziplinierungsmaßnahmen und über die Auswüchse eines von Profitinteressen und reaktionären Menschenbildern dominierten Justizsystems.

Herr Ross, Sie haben über ein Jahrzehnt lang inhaftierte Kinder und Jugendliche fotografiert. Wie entstand die Idee zu diesem ungewöhnlichen Langzeitprojekt?

Vor ziemlich genau 20 Jahren untersuchte ich die Art und Weise, wie Menschen durch die Räume, in denen sie sich aufhalten und leben, definiert werden. Das daraus entstandene Buch »Architecture of Authority« (Architektur der Macht) verhalf mir zu einem Guggenheim-Stipendium. Dadurch hatte ich etwas Geld und machte weiter. Ich führte Gespräche mit einigen Kids, die in der Jugendstrafanstalt in El Paso im Bundesstaat Texas einsaßen. Ich musste sehr bald feststellen, dass ich der einzige Mensch war, der ihnen zuhörte, und ich fing an zu recherchieren, ob es Institutionen oder Einzelpersonen gibt, die etwas für diese Kinder tun, aber ich fand praktisch niemanden. Mir war ziemlich schnell klar, dass ich unbedingt etwas dazu machen musste. Ich wollte damals die ganze verdammte Welt ändern. Also besuchte ich eine Jugendhaftanstalt nach der anderen und dann immer so weiter. …

[↗] richardross.net

In der gedruckten Ausgabe:

Fotoreportage von Richard Ross: Weggesperrt
Kinder und Jugendliche in US-Gefängnissen

Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2022, erhältlich ab dem 1. April 2022 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

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