
Foto: Conohar Scott
Conohar Scott dokumentiert mit seinem Kollektiv Environmental Resistance die alltägliche Umweltzerstörung durch die Montanindustrie
Interview: Gerhard Hommer
Conohar Scott, 1975 in Belfast geboren, ist Dozent für Fototheorie und praktizierender Künstler an der School of Film and Media, University of Lincoln, Großbritannien. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit der Geschichte der fotografischen Repräsentation von Naturzerstörung und der Anwendung von Kunst als umweltaktivistisches Instrument. Er ist Gründer des multidisziplinären Kollektivs Environmental Resistance und organisiert Konferenzen für das Network Ecologies: Exploring Relations Between Environmental Art, Science and Activism.
Herr Scott, Ihre Fotografien fordern den Betrachter heraus. Denn es ist nicht immer sofort klar, was überhaupt zu sehen ist. Auf einem Bild, das Sie in einem Steinbruch gemacht haben, erkennt man beispielsweise nur abstrakte Strukturen und geometrische Muster. Was ist die Geschichte dazu?
Das Foto gehört zu meiner Serie »Vetta e Abisso« über die Marmorminen von Carrara. Sie sind berühmt, weil Michelangelo den weißen Stein, der dort seit etwa 2.000 Jahren abgebaut wird, für seine Skulpturen verwendet hat. Aber in den vergangenen Jahren hat die Marmorproduktion massiv zugenommen, und nicht alle der derzeit mehr als 100 Minenbetriebe sind legal. Das Problem ist, dass die Berge, die zum Teil zu einem Nationalpark gehören, durch den Tagebau buchstäblich verschwinden. Sie befinden sich in der Nähe des Meeres und sind wichtig für die Regulierung der Niederschläge. Entsprechend ist durch ihre Zerstörung das dortige Mikroklima instabil geworden. Die Minengesellschaften werden deshalb ermutigt, in die Berge hineinzubohren und die äußere Struktur intakt zu lassen. Auf dem Bild sieht man die Aufteilung eines Bergs in Quader, die extrahiert, zugeschnitten und poliert werden, je nachdem, wofür sie bestimmt sind – für Küchenarbeitsplatten, Fliesen oder in der niedrigsten Qualität als Trägersubstanz für Kosmetika.
Sie haben sich auch mit der Geschichte der Goldminen in Kalifornien beschäftigt und beschrieben, wie im späten 19. Jahrhundert Landschaftsfotografen im Dienst des Kapitals tätig waren.
Nehmen wir Carleton Watkins als Beispiel. Er hat berühmte Landschaftsaufnahmen des Yosemite-Nationalparks gemacht. Später wurde er von Bergbaugesellschaften beauftragt, Goldminen in Kalifornien zu fotografieren, um das Potenzial des Standorts zu zeigen und Investoren zu gewinnen. …
In der gedruckten Ausgabe:
Fotoreportage von Conohar Scott: Ökologischer Realismus
Ein nüchterner Blick auf den Raubbau an der Natur
Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2020, erhältlich ab dem 13. Dezember 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.