Melodie & Rhythmus

»Das Leben ist für mich mehr, als einfach nur dem Tode entgegenzurollen«

29.08.2012 13:13
Schwerpunkt: Älterwerden im Popgeschäft

John Lydon

Nach zwei Jahrzehnten Pause wagt John Lydon mit seiner Band Public Image Ltd den Sprung in den Herbst seines Lebens
Interview: Wolf Kampmann, Fotos: Marko Djurica/Reuters, Vincent West/Reuters

Er ist nicht mehr der Alte, sondern mit 56 Jahren Der Alte. John Lydon alias Johnny Rotten ist in die Jahre gekommen. Man sieht es ihm an, und man hört es. Er gehört der Generation der Silver Ager an, die im Leben alles erreicht haben und es trotzdem noch einmal wissen wollen. Mit zerknautschtem Gesicht und brüchiger Stimme schreit er seinem zumeist wesentlich jüngeren Publikum auf dem neuen Album von Public Image Ltd »This Is PiL« seine Alterslosigkeit entgegen. Wahrscheinlich würde er heute keinem großen Pop-Act mehr in die Boxen pissen, wie er das noch zu Zeiten der Sex Pistols getan hat, aber knurrig und unangepasst ist er geblieben. So sehr, dass er manchmal zwischen Wut und Wahn, Euphorie und Verbitterung den Blick für die Wirklichkeit verliert.

Du singst im zweiten Song deines neuen Albums »One Drop«: »We Are The Ageless«. Das klingt wie das Motto für die ganze CD, denn es ist absolut zeitlose Musik. Nun bist du aber selbst in die Jahre gekommen. Was bedeutet es, PiL nach all den Jahren zu reformieren und ein solches Statement abzugeben?
Wir wollten dieses Album als Gruppe von Musikern machen, die einander lieben. Nicht nur musikalisch, sondern auch als Individuen haben wir viele Gemeinsamkeiten. Wir waren ja bereits zwei Jahre auf Tour und hatten ein unbändiges Verlangen, eine neue Platte zu machen. Genug Geld hatten wir bereits verdient, also mieteten wir uns in einer entlegenen englischen Scheune ein und schrieben 16 Songs, von denen wir zwölf gut genug fanden, um sie zu veröffentlichen. In unserer Einstellung waren wir ganz naiv, wie in den alten Zeiten. Da war keinerlei Studiotechnik involviert, auch die Produktion war minimal. Wir mussten lediglich die Mikrofone richtig aufstellen und haben alles live aufgenommen. Gesang und Musik fanden wirklich gleichzeitig statt. Es ging wie von selbst. Das ist nicht nur der einfachste und billigste Weg, eine Platte aufzunehmen, sondern auch der ehrlichste, weil man dabei unglaubliche Spannung und Dramatik aufbaut, sofern man als Band gut genug ist.

Aber wie bist du überhaupt darauf gekommen, diese Band nach 20 Jahren wieder ins Leben zu rufen?
Wir hatten genug Geld für eine Reunion, und wir mögen, was wir tun. Ich habe in meinem Leben noch nie etwas lieber gemacht, als Songs zu schreiben. Aber die Plattenfirmen haben mir seit fast zwei Jahrzehnten die Luft abgedrückt. Ökonomisch war diese Situation kaum zu ertragen. Aber natürlich wurde auch der kreative Druck immer größer. …

www.johnlydon.com
www.pilofficial.com

Das komplette Interview lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 5/2012, erhältlich ab dem 31. August 2012 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch hier bestellen.

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