Melodie & Rhythmus

Vorbereitung des Kommunismus

19.03.2019 14:03
Foto: Rainer Hempel

Foto: Rainer Hempel

Dietmar Dath zur Neuveröffentlichung von Ronald M. Schernikaus »legende«

Interview: Maximilian Haase

Kurz bevor er 1991 jung verstarb, vollendete der Schriftsteller und Kommunist Ronald M. Schernikau (s. Foto), der sich 1989 in die DDR hatte einbürgern lassen, seinen letzten Roman, »legende«. Erscheinen konnte das montagehafte 1.300-Seiten-Werk erst 1999. Schnell war die Auflage vergriffen. 20 Jahre später wird das Opus magnum des »letzten normalen Menschen« (Peter Hacks) nun neu veröffentlicht – ein vorzüglicher Anlass für M&R, mit Schernikau-Verehrer Dietmar Dath über das Werk und seinen Verfasser zu reden.

Was machte die »legende« zu Ihrem »herrlichen deutschen Lieblingsbuch«, wie Sie einmal schrieben?

In Westdeutschland hat man nach 1945 in der Literatur kaum noch gewusst, was Kunst ist. In der DDR dagegen schon; dort hat man aber westliche Erfahrungen mit dem verschärften Kapitalismus und die Wahnvorstellungen, die daher rühren, naturgemäß nicht gestaltet, sondern Wichtigeres, das aber nichts mit meinem Erleben in der BRD zu tun hatte. Deshalb stand ich immer ein bisschen blöd davor. Die DDR-Literatur konnte ich nämlich nur bewundern, die allermeiste BRD-Literatur nur verachten, obwohl ich es auch nicht viel besser konnte und kann. Aber dann war plötzlich dieses Buch geschrieben worden – sozialistisches Niveau der Gestaltung, allerdings mit den Stoffen und Themen, die der Imperialismus und die Konterrevolution hervorbringen. Letztere waren natürlich unter Schernikaus Niveau, aber wie nett für die zerrissene deutsche Literatur, dass er sich erbarmt hat, damit etwas zu machen.

Verstanden hat man Schernikau indes weder im Osten noch im Westen.

Es ist doch wirklich egal heute. Man kann ihn doch leicht kapieren inzwischen, man muss sich von ihm ja nicht mehr direkt angegriffen fühlen. …

Ronald M. Schernikau
legende
Verbrecher Verlag

Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2019, erhältlich ab dem 22. März 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

Ähnliche Artikel:

Anzeigen



TOP 10: April 2024

Liederbestenliste

Ältere M&R-Newsletter

Aus dem M&R-Archiv

Auf Ostfrontlinie gebracht
Nationalistische Parolen, Geschichtsklitterung, Hassexzesse, sogar Begeisterung für den totalen Krieg – einer wachsenden Zahl von Künstlern und Intellektuellen ist offenbar jedes Mittel recht, um sich der neuen Volksgemeinschaft gegen Russland anzudienen. weiterlesen

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Rudolstadtfestival 2023: Viva Cuba

Fotos von Katja Koschmieder und Jens Schulze weiterlesen

In eigener Sache

Stellenausschreibung
Die Verlag 8. Mai GmbH sucht eine Kulturredakteurin (m/w/d) für die Melodie & Rhythmus

*****************

Wenn die Kraft fehlt
Weshalb der Verlag 8. Mai das Kulturmagazin Melodie & Rhythmus einstellt

Leider müssen wir heute eine schmerzliche Niederlage eingestehen: Das Magazin für Gegenkultur Melodie & Rhythmus (M&R) kann nicht weiter erscheinen. Das hat verschiedene Gründe, sie sind aber vor allem in unserer Schwäche und in der der Linken insgesamt zu sehen. weiterlesen

*****************

»Man hat sich im ›Grand Hotel Abgrund‹ eingerichtet«
Zum Niedergang des linken Kulturjournalismus – und was jetzt zu tun ist. Ein Gespräch mit Susann Witt-Stahl

Ausgerechnet vor einem heißen Herbst mit Antikriegs- und Sozialprotesten wird M&R auf Eis gelegt – ist das nicht ein besonders schlechter Zeitpunkt?
Ja, natürlich. … weiterlesen

logo-373x100

Facebookhttps://www.facebook.com/melodieundrhythmus20Twitter20rss

Jetzt abonnieren

flashback