Dietmar Dath kontert die Zerstörung der Vernunft mit einem kommunistischen Kalkül
Olaf Matthes
In seinem neuen Roman schickt Dietmar Dath die Instrukteurin der »Internationale« zu einem unterirdischen Treffpunkt. Sie ist verabredet mit Ananke, der antiken Göttin der Notwendigkeit, und berichtet ihr, welche Orientierung sie einem Kader ihrer Organisation gegeben hat. Dieser ist der Autor Dietmar Dath, der schon lange an einem Roman schreibt. Über ihn weiß die Instrukteurin, er sage immer: »Die Literatur teilt keine Sachverhalte mit, aber Haltungen, die sind aber nur als Haltungen zu Sachverhalten denkbar, nicht als leere Haltungen an sich.«
Zu den Sachverhalten, von denen ausgegangen wird, gehört die Arbeit des Mathematikers Gerhard Gentzen, der als NSDAP-Mitglied 1945 in Prag eingesperrt wurde, im Gefängnis verhungerte und dessen Beweistheorie dazu beigetragen hat, dass man weiß, »wie und warum man rechnet« – eine Bedingung, »um diese Arbeit, das Rechnen, den Maschinen zu übergeben«. Ein weiterer Sachverhalt ist, dass die Logik zwar untersuchen kann, ob ein Programm richtig geschrieben ist, aber nicht, ob es das richtige Programm ist. Wenn Monopole darüber entscheiden, welche Programme geschrieben werden, »rettet uns keine Logik vor dem Resultat«. …
[≡] Dietmar Dath
Gentzen oder: Betrunken aufräumen
Ein Kalkülroman
Matthes & Seitz
604 Seiten
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 4/2021, erhältlich ab dem 17. September 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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