Melodie & Rhythmus

Vom Pop zur Politik

26.06.2013 06:30

Schlagzeuger, Bandleader und Produzent Leslie Mandoki will in den bayrischen Landtag: Ein Gespräch
Text: Ulrich Grunert, Foto: Eventpress

Konservatorium in Budapest studiert. Ich bin im Osten Deutschlands, in der DDR, aufgewachsen. Für uns galt Budapest in den späten 60er Jahren und frühen 70er Jahren als Fenster zum Westen. Hier gab es für uns mehr Freiheiten als zu Hause. Es gab Beatgrupen mit langen Haaren (Illes, Omega) und man konnte sogar westliche Platten (mit etwas Glück) kaufen und westliche Musik wie Jazz-Rock im Ifjusagi Park, im Studentenklub oder auf einem Schiff auf der Donau hören. In einer TV-Dokumentation habe ich jüngst erfahren, dass Sie Anfang der 70er Jahre ganz andere Gefühle hatten. Können Sie uns etwas zu den damaligen Verhältnissen erzählen?

Aus der Sicht eines jungen DDR-Reisenden beschreiben Sie die Umstände für mein Dafürhalten total zutreffend. Ich spielte mit fantastischen Bands wie Syrius. Die schulten meine jungen Jahre als Musiker. Und ja – es gab viele Freiheiten, die in der DDR unvorstellbar waren. Selbst als ich von der Geheimpolizei von der Bühne geholt worden bin und mitten im Konzert der Strom abgestellt wurde, sagte mir der Einsatzleiter: »Hey Junge, ihr spielt so toll! Bitte bring mich nicht in Schwierigkeiten! Geh zurück auf die Bühne, spiel weiter, aber gib nicht so aggressive Sprüche und aggressive Texte gegen unsere Parteivorsitzenden von dir!« In der Tat, es war eine lasche Diktatur mit menschlichem Antlitz, teilweise mit einem herzlichen Miteinander. Aber ich wollte die bedingungslose Freiheit eines Künstlers – ohne Zensur, ohne Schießbefehl, ohne Bespitzelung und ohne Folter und Folterandrohung. Ich wollte das vermeintliche Handicap, dass ich hinter dem eisernen Vorhang zur Welt kam, nicht akzeptieren und ich wollte mit Jack Bruce, mit Ian Anderson und mit Al Di Meola zusammen spielen. Das sagte ich später auch im Zentrallager für Asylbewerber als eine der Begründungen für meine Flucht. Auch ein osteuropäischer Musiker muss seine Träume leben und nicht sein Leben träumen. Schließlich hatte ich am Sterbebett meines Vaters, als ich 16 war, geschworen, dass seine Enkelkinder, die er nicht kennenlernen konnte, nie zensierte Zeitungen lesen werden. Ich habe meinem Vater mein Wort gegeben, ich würde mir notfalls ein Loch in den eisernen Vorhang bohren. Dieses Versprechen habe ich dann mit 22 auch gehalten.

Bei der Schilderung ihrer Tätigkeit für die Auto-Industrie, für den Fußball oder die Politik fällt in Medien des öfteren der Begriff »musikalische Emotionalisierung«. Was verbirgt sich dahinter? Können Sie die Wirkung von Musik bei der Präsentation eines Produkts erläutern? Was muss aus Sicht eines Musikers und Produzenten berücksichtigt werden, um ein möglichst optimales Ergebnis zu erlangen?

Musik transportiert immer Emotionen und natürlich kann man für Marken, für Ereignisse, Sport, Politik, für Botschaften musikalisch-emotional wichtige Themen in Szene setzen.

Leslie Mandoki, *7. Januar 1953 in Budapest, war Mitglied der Band Dschinghis Khan, ist Produzent von Künstlern wie Phil Collins und Sido. Er arbeitete als Musical Director für mehrere deutsche Autofirmen, Mecklenburg-Vorpommern und den FC Bayern München. Zur Bundestagswahl 2009 produzierte er einen Wahlkampf-Song für die CDU. Bei der bayerischen Landtagswahl 2013 tritt Mandoki für die CSU an.

Das komplette Interview lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 4/2013, erhältlich ab dem 28. Juni 2013 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

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