Eine Verteidigung der hohen Kunst gegen moralisierende Kritik und Ressentiment
Moshe Zuckermann
Das Verhältnis zum Begriff des Elitären ist kontrovers. Es kommt darauf an, wie man ihn konnotiert. Er mag zum einen die Auslese der und des Besten im positiven Sinne bezeichnen, zum anderen aber den Dünkel jener meinen, »die sich für etwas Besseres halten«, mithin aus ihrem (vermeintlichen) Bessersein hierarchisierendes Kapital schlagen. Der Umgang mit der Kategorie »Elitismus« bedarf also der Differenzierung. In seiner Aphorismensammlung »Minima Moralia« bezog sich Theodor Adorno auf jene »kultivierten Banausen«, die vom Kunstwerk verlangen, »dass es ihnen etwas gebe«. Wenn es sich dabei um ein avantgardistisches, mithin radikales Werk handele, zögen sie sich auf die »unverschämt bescheidene Behauptung« zurück, sie verstünden es nicht. »Man sei eben zu dumm, zu altmodisch, man könne einfach nicht mit, und je kleiner man sich macht, umso zuverlässiger partizipiert man am mächtigen Unisono der vox inhumana populi, an der richtenden Gewalt des petrifizierten Zeitgeists. Das Unverständliche, von dem niemand etwas hat, wird aus dem aufreizenden Verbrechen zur bemitleidenswerten Narretei.«
Man hat gegen diese Ansicht der modernen ästhetischen Theorie den Vorwurf von »Elitismus« erhoben. Nicht nur verstehe der so argumentierende Adorno offenbar nicht, welche subkulturellen Codes sich den genuinen Rezipienten von Massenkultur in dieser – ihrer – Kultur darböten, sondern er nehme sich darüber hinaus auch heraus, sein Verständnis von hoher Kultur den Massen als Maßstab zu setzen, ihnen gleichsam etwas abzuverlangen, dessen sie ihrem realen Dasein nach gar nicht mächtig sein könnten, mithin aber auch gar nicht zu sein bräuchten. »Seine« hohe Kultur sei nun mal nicht die ihre. …
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2020, erhältlich ab dem 26. Juni 2020 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.