
Foto: Yukno
Drei Grazer hängen ihre alte Band an den Nagel und werden Yukno
Christoph Schrag
Die drei leicht bärtigen Jungs in T-Shirts auf dem Bandfoto kommen aus der Steiermark in Österreich – der Heimat Arnold Schwarzeneggers. Und: Sie hatten schon einmal einen großen Plattenvertrag in der Tasche. Damals hießen sie noch Neodisco und schafften es mit einer schnoddrigen Version von gerufenem »Indielectro« in die österreichischen Top 20. Dann wurde es ruhig um sie. Aber es gibt die drei immer noch, nur nennen sie sich jetzt »Yukno«.
»Siehst du, wo die Autos stehen? Zünd sie mit mir an!
Wir lassen sie alle brennen und sitzen um die Flammen« – Feuer
Die Verpuppung zur neuen Band gaben die Brüder Nikolaus und Georg Nöhrer sowie ihr Kollege Sebastian Hofer im vergangenen Jahr ganz schlicht auf der Facebook- Seite ihrer alten Combo bekannt. Es hatte sich einfach so viel an ihnen und ihrem Sound verändert, dass ein Neuanfang hermusste. Sie hatten auch ganz einfach Lust dazu, ganz frisch von vorne loszulegen. Als Yukno bauen sie immer noch elektronisch produzierte Tracks aus einer Melange echter Instrumentalund Digitalsounds. Aber sie sind nicht mehr ganz so auf die laute Ansage aus, sondern lassen jetzt eher harmonische, nachdenkliche Schattierungen durch. Sie seien eben ruhiger geworden, aber noch immer tanzbar geblieben, wie sie selbst sagen – nicht mehr so plakativ, sondern subtiler in Sound und Text. Und tatsächlich: Yuknos Musik ist hypnotisch und minimalistisch, verströmt die Melancholie der Erlösung und erzählt, stets mit einem Rest Mysterium versehen, etwa von Panthern oder himmlischer Gewalt.
»Ja zu allem, was ihr sagt. Ihr wart immer für mich da
Ihr seid mein Ende, mein Halt. Ich bin die himmlische Gewalt« – Himmlische Gewalt
Ihr Neuanfang wirft auch ein Schlaglicht auf die Heimat: Es herrscht Aufbruchsstimmung in Österreichs Musikleben. Die erfasst nicht nur Wien, sondern reicht eben auch bis Graz, wo Yukno leben. Die drei sagen ganz klar, dass sie in dieser Bahn mitfahren wollen. Momentan drehe sich zwar noch viel um die Protagonisten der Szene, Bilderbuch und Wanda, aber in deren Fahrtwind werde eine ganze Szene mit ans Licht kommen. Und die ist selbstbewusster, seit klar wurde, welcher Erfolg möglich ist.
»Ein rauschendes Fest, die Tafel gedeckt
Die Lefzen geleckt
Du nimmst mich hinweg.« – Panther
Im Januar haben Yukno ihre erste EP veröffentlicht, nachdem sie sich mit zwei Videos im Netz ihrem Publikum neu vorgestellt hatten. Darauf ruhen sich die Jungs allerdings nicht aus, sondern schieben schon bald die nächste Ladung Videos nebst neuer EP hinterher. Sobald genug Material da ist, soll es an die Live-Umsetzung gehen. Denn auch wenn sie derzeit vieles programmieren, wollen sie am Ende alles mit echten Instrumenten auf die Bühne bringen. Damit wäre ihre Verpuppung dann wirklich komplett.
Yukno Feuer (EP)
o.L., Soundcloud
www.yukno.de
Der Beitrag erscheint in der Melodie und Rhythmus 3/2016, erhältlich ab dem 29. April 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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