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Rechtsradikalismus-Forscher David Begrich über die Kulturpolitik der Alternative für Deutschland (AfD) und neurechte Popkultur
Interview: John Lütten
Der AfD-Experte und Mitarbeiter der Arbeitsstelle Rechtsextremismus bei Miteinander e. V. in Magdeburg David Begrich meint: »Die AfD möchte alle Fenster und Türen der Kultur zur Welt mit einer Art nationalem Schließmechanismus versehen.« M&R wollte mehr erfahren über einen möglichen Rechtstrend in Kunst und Kultur und sprach mit Begrich über die AfD-Kulturpolitik und die Kultur offensive der Neuen Rechten.
Bei den jüngsten Landtagswahlen verbuchte die AfD große Erfolge. Der Deutsche Kulturrat äußerte sich sehr beunruhigt und warnte vor einer Instrumentalisierung von Kunst und Kultur durch die Rechten. Ist die AfD eine Bedrohung für die Freiheit der Kunst?
Eine Bedrohung vielleicht noch nicht. Aber es geht um die Frage, was sich am gesellschaftlich-kulturellen Klima durch eine starke AfD im Landtag ändert. In ihrem Wahlprogramm hat die AfD eine kulturelle Agenda skizziert, die irgendwo zwischen absurd und Nationalismus angesiedelt ist. Ginge es nach ihr, würden dann im Deutschunterricht nationale Erbauungstexte gelesen und nur noch Ausflüge zu Kraftorten der deutschen Geschichte unternommen? Die Frage wird jedenfalls sein, wie sich all das in den Diskursen um Kultur etwa in Sachsen-Anhalt, wo ich lebe, bemerkbar macht.
In Sachsen-Anhalt forderte das AfD-Wahlprogramm eine Kulturpolitik, die »in der Pflege einer deutschen Leitkultur eine sehr wichtige Aufgabe begreift«. Museen, Orchester und Theater seien »in der Pflicht, einen positiven Bezug zur eigenen Heimat zu fördern«. Was heißt das?
Offenbar wünscht sich die Partei, die genannten Einrichtungen dienten dem Ziel, Heimat und Nation ins Zentrum des Kulturbewusstseins zu rücken. Das hieße vielleicht, mehr Wagner-Opern aufzuführen als Stücke von Arnold Schönberg zu spielen. Das Absurde wäre dabei, dass es bei Theatern in Sachsen-Anhalt nicht an Wagner-Inszenierungen mangelt. Offenbar entsprechen diese Aufführungen in ihrer gegenwärtigen Form jedoch nicht den Vorstellungen der AfD … Aber im Ernst: Ich denke, das Kulturkonzept der AfD ist für sich genommen schlicht antimodern.
Das komplette Interview lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 3/2016, erhältlich ab dem 29. April 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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