
Foto: Radule Bozinovic
Künstler mit Migrationshintergrund brechen mit der Integrationspropaganda
David Lang
Favoriten, der zehnte Gemeindebezirk der Hauptstadt Österreichs, galt einst als Hochburg der Arbeiterbewegung. Seit Jahrzehnten ist die Wiener Sozialdemokratie dort stärkste Kraft, aber ihre Macht schrumpft. Die rechtspopulistische Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) konnte bei den Bezirksvertretungswahlen Anfang Oktober 2015 über 38 Prozent der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen und liegt damit gerade mal zwei Prozentpunkte hinter den regierenden Sozialdemokraten. Themen wie Migration und Integration sind innenpolitische Dauerbrenner. Über 20 Prozent aller Wiener im wahlberechtigten Alter durften allerdings nicht zur Wahlurne schreiten. Der Grund: die »falsche« Staatsbürgerschaft. Noch mehr waren es in Favoriten. Denn der Bezirk im Süden der Stadt ist stark migrantisch geprägt, mit vor allem ex-jugoslawischem und türkischem Hintergrund – ein Ort, an dem sich Kid Pex und EsRap heimisch fühlen und im Studio von Deine Mutter Records Songs aufnehmen.
»Das kannst du bei deinen Jugos machen«
Kid Pex ist seit 2009 bekannt in der Hauptstadt. Im Alter von neun Jahren nach Österreich gekommen, setzt der gebürtige Kroate als »Tschuschenspitter vom Dienst« (Tschusch, Wienerisch: abfällige Bezeichnung für Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien) auf Konfrontation mit den gängigen Klischees von Integration. Mit 14 durch herzlich wenig korrekten Rap der Marke Westberlin Maskulin auf Hip-Hop gestoßen, erweiterte er über die Jahre sein Repertoire um Einflüsse der US-amerikanischen Westcoast, schrieb die ersten Texte auf Deutsch, um dann wieder in seine Muttersprache zu wechseln, denn »Tschuschenrap fehlt«, wie er sagt.
Das Geschwisterduo EsRap ging einen anderen Weg. Während die Rap-Parts von der Studentin Esra Özmen kommen, singt ihr jüngerer Bruder Enes die arabesken Hooks, eine im Hip-Hop unübliche Rollenverteilung. Esra begann früh mit dem Schreiben von Gedichten. Als ihr vom Lehrkörper vehement versichert wurde, dass sie als einzige Migrantin in der Klasse ohnehin nie die Reife für die Matura erlangen würde, begann die Suche nach ei- ner Antwort darauf. Die fand sie im Jugendzentrum, und aus Liebesgedichten wurden Raps über Diskriminierung und Fremdsein, vorgetragen auf Türkisch und Deutsch. »Ich konnte meine Aggression nur im Hip-Hop zeigen. Nur mit Rap konnte ich meine Wut rauslassen«, meint sie rückblickend.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 2/2016, erhältlich ab dem 26. Februar 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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