Die Amadeu Antonio Stiftung Hand in Hand mit israelischen Rechten gegen internationale Emanzipationsbewegungen und jüdische Linke
Im November 2021 luden lokale Organisatoren die israelische Siedleraktivistin Sara Haetzni-Cohen zu einem Vortrag nach Kiel ein. Die Veranstaltung sollte im Rahmen der »Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus« der Amadeu Antonio Stiftung (AAS) stattfinden, die vorwiegend vom Bundesfamilienministerium finanziert wird. Haetzni-Cohen wollte Aufschluss darüber geben, »wie Deutschland Antisemitismus in Nahost fördert« (ihr Vortrag wurde dann wegen Krankheit abgesagt).
Haetzni-Cohen ist Vorsitzende der von den rechtsextremen Politikern Naftali Bennett und Ajelet Schaked 2010 mitgegründeten Organisation My Israel. Diese laut eigenen Angaben größte zionistische Bewegung hat es sich zur Aufgabe gemacht, Aktionen für die völkerrechtswidrige »Besiedlung von Judäa und Samaria« – damit auch für die faktische Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung – durchzuführen und zivilgesellschaftliche Menschenrechts- und Friedensorganisationen, die »den Staat Israel bedrohen«, zu bekämpfen.
Ein weiterer rechter Hardliner, der anlässlich der »Bildungsund Aktionswochen gegen Antisemitismus« der ASS, die sich die »Stärkung der demokratischen Zivilgesellschaft« und die Bekämpfung des Rechtsextremismus zum Ziel gesetzt hat, zu einem Beitrag eingeladen wurde, ist Arye Sharuz Shalicar. Der Militärsprecher in Reserve der israelischen Armee, der in Berlin aufgewachsen ist, hat über die »Bedrohung« referiert, die in Deutschland angeblich von antisemitischen Muslimen ausgeht. Bereits 2017 hatte Shalicar mutmaßlich muslimischen Demonstranten, die bei Antikriegsprotesten eine Israel-Fahne verbrannt hatten, Rachejustiz angekündigt, was durchaus als Gewaltandrohung gelesen werden kann: »WIR wissen, WER ihr seid, WO ihr seid und Wie WIR EUCH zur Rechenschaft ziehen können. WIR bestimmen Zeitpunkt und Ort. Lebt mit der Angst!«
Die Amadeu Antonio Stiftung gerät wegen ihrer aggressiven Propaganda gegen antirassistische und andere emanzipative Bewegungen, beispielsweise Black Lives Matter, sowie wegen falscher Antisemitismusvorwürfe und »Hetze gegen linke Juden«, die die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost ihr vorhält, immer häufiger in die Kritik.
red
Der Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2022, erhältlich ab dem 17. Dezember 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.