Fotos: Gerhard Löhr (H.Ratz)/Maximilian Lottmann (K. Wecker)
Konstantin Wecker und Heinz Ratz rufen eine »Kulturelle Eingreiftruppe« ins Leben
Florian Neuner

Konstantin Wecker
Der Auftritt auf einer kommerziellen Veranstaltung wie dem Reeperbahn-Festival, so Heinz Ratz, sei zwar eine tolle Gelegenheit gewesen, das Projekt bekannt zu machen. Nun sei aber erst einmal stille, unspektakuläre Vernetzungsarbeit angesagt. Überall, wo Konstantin Wecker und er in diesen Tagen auftreten, laden sie lokale Aktivisten, aber auch Journalisten und Rechtsanwälte ein, um im Fall von akuter rechter Bedrohung die logistischen Voraussetzungen für ein möglichst zeitnahes Handeln zu schaffen. Dazu gehören aber auch Kontakte in die Politik vor Ort und zu Unterstützern, die etwa Übernachtungsplätze, Flächen, die für Open-Air-Konzerte geeignet sind, oder Bühnentechnik zur Verfügung stellen können – und natürlich Künstler, die ansprechbar und bereit zur Mitwirkung an spontanen Konzert-Manifestationen sind.

Heinz Ratz
Im Ernstfall, so Ratz, sei schnelles Reagieren entscheidend, verschwinden doch selbst schlimmste fremdenfeindliche Gewalttaten meist schon nach wenigen Tagen aus den Schlagzeilen. »Die Dringlichkeit muss im Bewusstsein der Künstler sein«, sagt Ratz. Sorgen machten sich jedenfalls sehr viele. Konstantin Weckers diesjährige Jubiläumstour kommt so gesehen gerade zur richtigen Zeit und könnte die nötige Vernetzung erheblich beschleunigen. Wenn das Büro für Offensivkultur erfolgreich agiert, könnten perspektivisch tragfähige Strukturen entstehen, die weitaus mehr bewegen als die Strohfeuer vieler gut gemeinter, aber unkoordinierter Aktionen der Musikszene gegen rechts. Wecker ist überzeugt: »Wenn wir nicht wollen, dass die Revolution ›der anderen‹ kommt – mit Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus im Marschgepäck –, dann müssen wir endlich damit beginnen, unsere eigene Revolution voranzubringen: eine Revolution des Bewusstseins und der Menschlichkeit.«
Termin: BOK-Gründungskonzert im SO36
mit Strom & Wasser und Dota
08.03.2017 – SO36, Oranienstraße 190, 10999 BerlinEintritt frei (Spende)
Weitere Informationen und Kontakt
www.offensivbuero.de
Den Artikel lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 1/2017, erhältlich ab dem 30. Dezember 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.