Melodie & Rhythmus

»Etwas ganz Großes tun«

26.02.2013 14:19

Gisbert »Pitti« Piatkowski

Elektrisierend: Als Gisbert »Pitti« Piatkowski vor Jahrzehnten »Jumpin‘ Jack Flash« hörte, veränderte sich sein Leben. Derzeit ist der Renft-Gitarrist mit Mitch Ryder und Engerling unterwegs
Text: Gerd Schumann, Fotos: Steffi Loos

Nein, niemals habe er den Entschluss, den er 1975 fasste, bereut. Nie. Anfang zwanzig, Abitur in der Tasche, Studienplatz an der Technischen Hochschule Otto von Guericke in Magdeburg, ein Maschinenbauer in spe, angesehener Beruf nicht nur in der DDR. Und was macht »Pitti«, wie Gisbert Piatkowski schon damals von so ziemlich allen, die ihn kannten, genannt wurde? Er schmeißt hin, trägt sich an der TH aus und geht zu den »Klosterbrüdern«. Als Berufsmusiker: Seine Eltern schlagen die Hände über ihren Köpfen zusammen. Und dennoch: Sie werden erleben, dass der Sohn zu einem der besten Rockgitarristen seines Landes und darüber hinaus wird.

Es ist der 30. Januar 2013, ein milder, aber unangenehm nasskalter Nachmittag am Rosa-Luxemburg-Platz, die Volksbühne vis-à-vis. Vor 80 Jahren marschierten nicht weit von hier die Nazis. Hitler Reichskanzler! Beginn eines Martyriums für Abermillionen. Wir sitzen in der Bar neben dem Kino Babylon, für einen Moment ist ein leichtes Schaudern angesichts der schicksalhaften Dimension des Datums spürbar, find ich. Sowas wie Erschütterung. Dann sagt Pitti, seine Mutter sei an diesem Tag zwei Jahre alt geworden, weit im Osten. Momentaufnahme.

Er selbst geht auf die sechzig, Jahrgang 1953, was ihm nicht anzusehen ist. Kam mit dem Fahrrad, klar, Bewegung auch im Winter und von wegen Parkplatzsuche in Berlin, wohnt mit seiner Frau im im fünfzehnten Stock, Weitblick auf den Müggelsee, Kinder aus‘m Haus, machen ihr Ding. Na ja, sagt er, an sie denkend kann er sich schon vorstellen, wie seinen Eltern zumute war damals, als er das Studium schmiss.

Lange vorher, sechziger Jahre, hatte ihm sein Vater – der leitete eine LPG – ein Notenheft mit Beatles-Songs geschenkt. Überhaupt die Liverpooler und deren Sound … – schließlich »Jumpin‘ Jack Flash« von den Stones. A Gas? Elektrisierend, indentitätsbildend, doch vor allem: entscheidungsprägend. Ab zu den Klosterbrüdern also, schon 1963 gegründet, eine feste Größe im Raum Magdeburg. Die trugen so Mönchskutten, ihre respektable Anhängerschaft wuchs, reiste, trampte zu den »Muggen«, wie im Osten die Konzerte, die »Gigs«, genannt werden. Jesuslatschen, lange Haare, nicht unbedingt FDJ-kompatibel.

Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 2/2013, erhältlich ab dem 1. März 2013 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

Renft
Renft goes on Live 2010; Buschfunk (CD)

Mitch Ryder
Live 2012 mit Engerling, Buschfunk (CD)

Mitch Ryder, Engerling, Gisbert »Pitti« Piatkowski: Voodoo Chile (Jimi Hendrix):

Termine
Mitch Ryder mit Engerling und Pitti Piatkowski
01.03.2013 Hamburg Landhaus
05.03.2013 Berlin Frannz Club
08.03.2013 Erfurt Gewerkschaftshaus
10.03.2013 Nürnberg Hirsch
12.03.2013 Mainz Frankfurter Hof
13.03.2013 Dusenhofen Festhalle
14.03.2013 Regensburg Alte Mälzerei

Ähnliche Artikel:

Anzeigen



TOP 10: April 2024

Liederbestenliste

Ältere M&R-Newsletter

Aus dem M&R-Archiv

Auf Ostfrontlinie gebracht
Nationalistische Parolen, Geschichtsklitterung, Hassexzesse, sogar Begeisterung für den totalen Krieg – einer wachsenden Zahl von Künstlern und Intellektuellen ist offenbar jedes Mittel recht, um sich der neuen Volksgemeinschaft gegen Russland anzudienen. weiterlesen

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Rudolstadtfestival 2023: Viva Cuba

Fotos von Katja Koschmieder und Jens Schulze weiterlesen

In eigener Sache

Stellenausschreibung
Die Verlag 8. Mai GmbH sucht eine Kulturredakteurin (m/w/d) für die Melodie & Rhythmus

*****************

Wenn die Kraft fehlt
Weshalb der Verlag 8. Mai das Kulturmagazin Melodie & Rhythmus einstellt

Leider müssen wir heute eine schmerzliche Niederlage eingestehen: Das Magazin für Gegenkultur Melodie & Rhythmus (M&R) kann nicht weiter erscheinen. Das hat verschiedene Gründe, sie sind aber vor allem in unserer Schwäche und in der der Linken insgesamt zu sehen. weiterlesen

*****************

»Man hat sich im ›Grand Hotel Abgrund‹ eingerichtet«
Zum Niedergang des linken Kulturjournalismus – und was jetzt zu tun ist. Ein Gespräch mit Susann Witt-Stahl

Ausgerechnet vor einem heißen Herbst mit Antikriegs- und Sozialprotesten wird M&R auf Eis gelegt – ist das nicht ein besonders schlechter Zeitpunkt?
Ja, natürlich. … weiterlesen

logo-373x100

Facebookhttps://www.facebook.com/melodieundrhythmus20Twitter20rss

Jetzt abonnieren

flashback