Neues aus der Welt der Listen
Sie, liebe Leser, kennen sicher das gef lügelte Wort: »Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden …« Sie wissen auch, dass es nichts gibt, was nicht herausgefunden werden kann. In Abständen von zehn Jahren wird zum Beispiel abwechselnd herausgefunden, dass Brandwunden mit kaltem Wasser erstversorgt werden sollen bzw. dass Brandwunden unter keinen Umständen mit kaltem Wasser erstversorgt werden dürfen.
Eine Sonderform der herausfindenden Wissenschaft ist ihre Verknüpfung mit dem Listenwesen. Hier werden nach komplizierten Formeln Rangfolgen errechnet, die keiner versteht und niemand braucht, die aber trotzdem amüsant sind.
Ende 2010 veröffentlichten die Listen-Experten von PRS for Music (der britischen GEMA) die Top Ten der umstrittensten Songs der britischen Pop-Geschichte.
»Umstritten« heißt: in den Medien heftig diskutiert oder von den Behörden sofort zensiert:
1. The Prodigy: »Smack My Bitch Up«
2. The Sex Pistols: »God Save The Queen«
3. Frankie Goes To Hollywood: »Relax«
4. Eminem: »Kim«
5. Rage Against The Machine: »Killing In The Name«
6. The Shamen: »Ebeneezer Goode«
7. Ozzy Osbourne: »Suicide Solution«
8. Marilyn Manson: »Get Your Gunn«
9. Slayer: »Angel Of Death«
10. XTC: »Dear God«
Platz Eins ist etwas überraschend. »Smack My Bitch Up« scheint die Briten tatsächlich schockiert zu haben. Dabei ist das Video zum Song mehrfach ausgezeichnet worden. Doch eines muss man den Briten lassen. Wenn sie schon über Popsongs diskutieren, dann mit Sinn für Größe. In Großbritannien spricht man über Slayer – in Deutschland über Rammsteins »Pussy«.
Jürgen Winkler
Den Artikel finden Sie in der melodie&rhythmus 1/2011, erhältlich ab dem 4. Januar 2011 am Kiosk oder im Abonnement.
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