
Foto: Michael Palm
Max Uthoff zeigt, wie systemkritisches Kabarett geht
Interview: Stefan Huth
Der Kabarettist leistet sich auch außerhalb der »Anstalt« die Verrücktheit, den neoliberalen Mainstream vorzuführen. Derzeit ist er mit seinem neuen Soloprogramm »Moskauer Hunde« auf Tournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. M&R traf ihn in Kassel.
Mit Ihren »Moskauer Hunden« setzen Sie einen starken kapitalismuskritischen Akzent − im Unterschied zu Ihren früheren Programmen und zum traditionellen Kabarett. Letzteres tendiert ja dazu, vor allem spezielle Missstände und Auswüchse oder individuelles Fehlverhalten zu geißeln und dabei über grundlegende Fehler dieses Gesellschaftssystems hinwegzugehen. Als wären die Dinge prinzipiell in Ordnung.
Ich leiste mir in der Tat den Luxus, das Tagesaktuelle nicht so sehr in den Vordergrund zu stellen, wie ich es in früheren Programmen getan habe. Das ist für mich eine Möglichkeit, den Bogen weiter zu schlagen und etwas globaler zu denken. Es hat auch etwas Entspannendes, weil ich nicht mehr getrieben bin von dem Gefühl, jede Sau, die durchs Dorf gejagt wird, noch kommentieren zu müssen. Kabarett, wie ich es verstehe und früh schon auf der Bühne meiner Eltern kennengelernt habe, ist immer auch Kapitalismuskritik. Ich versuche, von außen auf die Gesellschaft zu schauen, zu zeigen, was da so passiert, wie die Leute sich benehmen und wie mit ihnen umgegangen wird. Vor allem in der zweiten Hälfte des Programms geht es um Zersplitterung, um Verunsicherung – das ist das, was ich spüre und beobachte. Ich bin da ja auch nicht der Einzige. Der Soziologe Andreas Reckwitz hat darüber mit »Die Gesellschaft der Singularitäten« ein dickes, großartiges Buch geschrieben. Diese Entwicklung dürfte auch einer der Gründe für das Anwachsen bestimmter rechter Strömungen sein, die Nähe und Gemeinschaft suggerieren.
Reckwitz’ Schrift erwähnen Sie in Ihrem Programm, auch die Titel anderer akademischer Arbeiten. Sie muten Ihrem Publikum einiges zu.
Klar. Es muss aber in so viel Humor, Melodie und Rhythmus verpackt sein, dass sie mir nicht aussteigen. Die beiden vorherigen Programme waren Straight Talking. Ich bin einfach raus auf die Bühne und habe durchgeredet. Ich spreche sehr schnell und weiß, dass das manchmal anstrengt oder ein bisschen zu viel des Guten scheint. Jetzt erlaube ich mir auch mal einen Sketch oder andere spielerische Elemente, um dem Ganzen einen anderen Drive zu geben.
Der Saal geht jedenfalls gut mit.
Ich bin froh, wenn mir das gelingt.
…
Max Uthoff
Moskauer Hunde
Mindestens bis 5. Juli 2019
VERLOSUNG
Wir verlosen 5 × 2 Freikarten für »Moskauer Hunde«. Die Termine finden Sie unter melodieundrhythmus.com/uthoff.
Alle weiteren Teilnahmebedingungen finden Sie in der Melodie & Rhythmus 1/19 auf den Seiten 10-13.
Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2019, erhältlich ab dem 14. Dezember 2018 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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