Ob Robbie Williams in London, Agnetha von ABBA in Stockholm oder Ennio Morricone in Dublin – M&R-Autorin Katja Schwemmers hat die Musiklegenden alle zum Interview getroffen. Aber ist der Beruf als freie Musikjournalistin wirklich der Traumjob, für den ihn viele halten?
Text: Katja Schwemmers, Fotos: Morrhigan, KS
Ein Journalisten-Kollege hatte mich vor meinem Abflug nach Dublin gewarnt. »30 Minuten mit Ennio Morricone? Das kannst du vergessen, der ist schwierig. Und leg ihm bloß keine Spaghetti-Western-Platte vor, signiert er eh nicht.« Ich packte das alte Vinyl von »Spiel mir das Lied vom Tod« trotzdem ein. Die Nacht vor dem Interview machte ich durch, recherchierte stundenlang und schaute mir Videos an, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie Morricone im Gespräch so sein würde. Italienische Filmkomponisten sind nicht die Klientel, mit denen ich normalerweise zu tun habe und vor wichtigen Gesprächen bin ich immer aufgeregt. Als ich am nächsten Tag dem Maestro und seiner Dolmetscherin im Hotel-Restaurant gegenübersaß, verzog er keine Miene. Aber ich war ja bestens vorbereitet. Ich erzählte Morricone von dem Taxifahrer, der mir gerade noch die Melodie von »Zwei glorreiche Halunken« vorgesungen hatte und fragte ihn, ob ihm schon mal Ähnliches widerfahren sei. Ja, tatsächlich, seine Mundwinkel formten sich plötzlich zu einem Lächeln. Er fing an, mir seine eigenen Stücke vorzupfeifen und streute passende Anekdote dazu. Plötzlich saß da nicht mehr der berühmteste Filmkomponist aller Zeiten, sondern ein sympathischer, älterer Herr, der über seinen Lieblingsfußballverein AS Rom, seine Ehe und sein Diätprogramm plauderte. Die mitgebrachten Vinyl-Scheiben signierte er mit langen Danksagungen für das schöne Gespräch. Zum Schluss drückte er mir noch einen Zettel mit seiner Adresse in die Hand und bat darum, ihm die veröffentlichten Artikel zukommen zu lassen.
Als ich später im Pub vor einem Belohnungs-Guinness saß, musste ich mich selbst kneifen: War das alles wirklich so passiert? Die Glücksgefühle, die solche »Eroberungen« hervorrufen, sind auch nach 15 Jahren als Musikjournalistin der beste Lohn. Besonders die großen Popstars, die gerade ihren Zenith erleben, sind meist wenig gewillt, etwas über das zu bewerbende Produkt hinaus zu offenbaren – und deshalb immer eine Herausforderung. Wenn Katy Perry nicht über Privates, sondern nur über ihr neues Album reden möchte, auf dem aber mehr als die Hälfte der Songs sich ihrer Trennung von Ex- Gatte Russell Brand widmet, ist ein interessantes Gespräch gar nicht mal so einfach.
Den kompletten Artikel des Schwerpunktes ‚Backstage‘ lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 1/2014, erhältlich ab dem 3. Januar 2014 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.