Die Bundesregierung tauscht Fördermittel gegen Wohlverhalten
Wer als Musiker knapp bei Kasse ist, kann sich bei der Bundesregierung um Fördermittel bewerben. Die »Initiative Musik« wird von der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten, vom Deutschen Musikrat e.V. und der GEMA unterstützt bzw. finanziert. 2012 spendiert die Initiative 1,5 Mio Euro. 21 Künstler wurden bereits bestätigt, u.a. Captain Capa, Maximilian Hecker, Lisa Bassenge und die Alin Coen Band.
Es ist gewiss nicht ehrenrührig, Geld vom Staat zu nehmen, um die eigene Karriere zu forcieren. Bedenklich wird es, wenn der Popmusiker das Kleingedruckte überliest, das er in Punkt 4 der »Vertragsbedingungen für die Förderung mit einer Fehlbedarfsfinanzierung durch die Initiative Musik« unterschreibt:
4.1. Die Vertragsparteien sind verpflichtet, sich gegenseitig jeder negativen Darstellung des anderen Teils zu enthalten und Kritik an der Kooperation nicht in die Öffentlichkeit zu tragen.
4.2.3. Vor der Veröffentlichung von Pressemitteilungen, Einladungen und sonstigen projektbezogenen Verlautbarungen oder deren Freischaltung im Internet ist der Antragsteller verpflichtet, eine Freigabeerklärung der Initiative Musik einzuholen.
Die Initiative bindet den Fördermittelempfängern einen Maulkorb um, und 21 Musiker haben nichts dagegen. Ein Traum fürjede Regierung.
Text: Jürgen Winkler, Foto: photocase.com
Der Beitrag erscheint in der Melodie&Rhythmus 4/2012, erhältlich ab dem 29. Juni 2012 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch hier bestellen.