Zwischen Todesverkündung und Hysterischer Fröhlichkeit – Nazi-Kitsch und Seine Grenzen
Feature: Susann Witt-Stahl
Es ist der 24. Dezember 1942, 19.25 Uhr. Der Rundfunk überträgt eine Direktschaltung zu den Fronten der Deutschen Wehrmacht.
Studiosprecher Werner Plücker ruft: »Achtung, an alle. Noch einmal sollen sich nun unter dem Eindruck dieser Stunden, die wir zusammen erlebten, alle Kameraden an den entferntesten Übertragungsstellen melden und Zeugnis ablegen durch ihren Ruf von dem umfassenden Erlebnis dieser, unserer Ringsendung. […] Achtung, ich rufe noch einmal Stalingrad.« Außenstation antwortet: »Hier ist Stalingrad. Hier ist die Front an der Wolga.« Plücker: »Achtung, noch einmal die Lappland-Front.« Antwort: »Hier ist die Baracke im finnischen Winterwald.« […] Eine weitere Außenstation: »Hier ist noch einmal der Schwarzmeerhafen auf der Halbinsel Krim. Wir bitten euch Kameraden, jetzt in das schöne alte deutsche Weihnachtslied ›Stille Nacht‹ mit einzustimmen. Stille Nacht, heilige Nacht!« [Singende Männerstimmen mit Klavierbegleitung im Hintergrund]
-aus Transkript der Weihnachtsringsendung 1942, Großdeutscher Rundfunk
Je ernüchternder der Kriegsverlauf, desto beharrlicher wurde eine virtuelle Welteroberungsgemeinschaft beschworen, mit der der Zivilbevölkerung suggeriert wurde, eine tragende Säule neben der Deutschen Wehrmacht und den SS-Krieger-Eliten zu sein.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 6/2016, erhältlich ab dem 28. Oktober 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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