
Foto: Bodo Marks / DPA-Bildfunk
Die Hamburger Elbphilharmonie kurz vor der Eröffnung
Am 11. Januar soll Hamburgs Leuchtturmprojekt mit einem Konzert des NDR-Elbphilharmonie-Orchesters eingeweiht werden. Knapp sechs Jahre zu spät. Aus den veranschlagten 77 Millionen Euro Baukosten sind letztlich 790 Millionen geworden. Damit hat es das Bauwerk ins Ranking der zehn teuersten Hochhäuser der Welt geschafft, finanziert aus Steuergeldern – die Stadt selber hat 25 Milliarden Euro Schulden.
Was nur wenige Hanseaten trösten mag: Seit Anfang November kann die »Plaza«, die Nahtstelle zwischen dem Hafenspeicher und dem Glasaufbau, für einen Rundblick über Stadt und Hafen besucht werden. So können die Bürger »ihr Haus« endlich aus der Nähe bestaunen – wenn auch nur von außen. Drinnen: ein Konzertsaal, ein Luxushotel und 44 Eigentumsappartments. Das teuerste Objekt soll einen Quadratmeterpreis von 35.000 Euro haben. In Zeiten von Haushaltslöchern, Gentrifizierung und Mangel an sozialem Wohnungsbau stoßen solche Prestigeobjekte für die Happy Few auf wenig Verständnis.
An der Waterkant wird die Elbphilharmonie von weniger gut Betuchten längst als »Millionengrab« geschmäht. Denn wer glaubt, dass sie sich irgendwann rentiert, liegt falsch. Durch die Eintrittsgelder hofft man lediglich die Betriebskosten zu decken. Und zum Start schießt die Stadt gleich noch einmal sechs Millionen Euro dazu. Vielleicht hätten viele Hamburger Oberbürgermeister Olaf Scholz 2012 doch gern beim Wort genommen, als er androhte: »Wir lassen die Baustelle stehen, wir machen ein Schild, auf dem steht: ›Dies ist ein Mahnmal für …‹, und dann kommen ein paar Namen mit Bild.«
Lisa Hinz
Der Beitrag erscheint in der Melodie und Rhythmus 6/2016, erhältlich ab dem 28. Oktober 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
Ähnliche Artikel:
Anzeigen br>