Melodie & Rhythmus

Die geträumten Straßen des Guasmo

25.10.2016 15:39
Fotos: Martin Mutschler

Fotos: Martin Mutschler

Martin Mutschler

Das Erste, was wir sehen, sind die Hamburg-Süd-Container. Wir sind um den halben Erdball geflogen, als ich in der Flut der Autohupen, der Neonlichter und der fremden Gerüche der nächtlichen Stadt Guayaquil plötzlich hinter einer hohen Mauer die Container von zu Hause erhasche. Wir sind am Hafen, im Stadtteil Guasmo-Sur, hier werden wir fünf Wochen lang Theater machen. Verschifft, verfrachtet, angespült in Ecuador fühle ich mich merkwürdig globalisiert, und ich weiß noch nicht recht, was dieses Gefühl bedeutet.

Wir sind zu viert, halbwegs junge Leute irgendwo zwischen Studium und Beruf; dies hier ist Neuland: Wir planen etwas, was es im Guasmo noch nie gegeben hat – Musiktheater. Singen und spielen sollen die Jugendlichen einer Musikschule und von ihrem Leben erzählen, ihren Familien, ihren Wünschen. Doch neben den Darstellern gibt es noch einen weiteren Protagonisten: die Straßen des Viertels selbst, krumm betonierte Heimat, Straßenhändler mit Karren und Räuber auf Motorrädern, in der tropischen Hitze spielende Kinder. Das Leben pendelt brüsk zwischen Sicherheit und Gefahr, zwischen Leichtigkeit und Drogenkriminalität. »Wenn ich auf die Straße gehe, weiß ich nicht, ob mir was zustößt«, sagt Jefferson, der anders als die meisten nicht im Guasmo geboren ist. Wir haben aus seiner Geschichte eine Szene gemacht, jetzt ist es der Gitarrist Vladimir, selbst eine Art Outlaw, der Jeffersons Worte spricht: »Man muss damit klarkommen, dass die Welt wie ein Löwe ist, der dir mit der Pranke eine runterhauen will.«

Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 6/2016, erhältlich ab dem 28. Oktober 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

Anzeigen



TOP 10: April 2024

Liederbestenliste

Ältere M&R-Newsletter

Aus dem M&R-Archiv

Auf Ostfrontlinie gebracht
Nationalistische Parolen, Geschichtsklitterung, Hassexzesse, sogar Begeisterung für den totalen Krieg – einer wachsenden Zahl von Künstlern und Intellektuellen ist offenbar jedes Mittel recht, um sich der neuen Volksgemeinschaft gegen Russland anzudienen. weiterlesen

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Rudolstadtfestival 2023: Viva Cuba

Fotos von Katja Koschmieder und Jens Schulze weiterlesen

In eigener Sache

Stellenausschreibung
Die Verlag 8. Mai GmbH sucht eine Kulturredakteurin (m/w/d) für die Melodie & Rhythmus

*****************

Wenn die Kraft fehlt
Weshalb der Verlag 8. Mai das Kulturmagazin Melodie & Rhythmus einstellt

Leider müssen wir heute eine schmerzliche Niederlage eingestehen: Das Magazin für Gegenkultur Melodie & Rhythmus (M&R) kann nicht weiter erscheinen. Das hat verschiedene Gründe, sie sind aber vor allem in unserer Schwäche und in der der Linken insgesamt zu sehen. weiterlesen

*****************

»Man hat sich im ›Grand Hotel Abgrund‹ eingerichtet«
Zum Niedergang des linken Kulturjournalismus – und was jetzt zu tun ist. Ein Gespräch mit Susann Witt-Stahl

Ausgerechnet vor einem heißen Herbst mit Antikriegs- und Sozialprotesten wird M&R auf Eis gelegt – ist das nicht ein besonders schlechter Zeitpunkt?
Ja, natürlich. … weiterlesen

logo-373x100

Facebookhttps://www.facebook.com/melodieundrhythmus20Twitter20rss

Jetzt abonnieren

flashback