
Foto: Proton Musikagentur
Der Jazz-Musiker Coco Schumann wird geehrt
Der Swing- und Jazzkünstler Coco Schumann (91) hat den Ehrenpreis der Deutschen Schallplattenkritik verliehen bekommen. Damit wird auch die bewegende Lebensgeschichte des Berliners gewürdigt.
In den 1930er-Jahren brachte sich der damals noch minderjährige Schumann selbst Schlagzeug und Gitarre bei, spielte in den Kneipen Swing und Jazz. Der Sohn einer jüdischen Mutter wurde in das KZ Theresienstadt deportiert. Dort wurde er Mitglied der »Ghetto Swingers«. Die Männer mussten zur Unterhaltung der Lager-SS um ihr Leben spielen. Schumann überlebte so auch Auschwitz und Dachau. Während ihre Mithäftlinge in den Gastod geschickt wurden, musste Coco Schumann auf der Gitarre »La Paloma« und andere Stücke vortragen. Nach der Befreiung durch US-amerikanische Soldaten verschlug es ihn nach Australien, bevor er wieder in seine alte Heimat Berlin ging. Die Musik half ihm später, die Schrecken zu verdrängen. Er arbeitete auf Kreuzfahrtschiffen und spielte lateinamerikanisch beeinflussten Swing in Tanzlokalen.
Erst 1997, nach dem Tod seiner Frau Gertraud, stellte er sich seinen Erinnerungen und veröffentlichte eine Biografie. »Ich bin ein Musiker, der im KZ gesessen hat. Kein KZler, der Musik macht«, sagt er. Schumanns Leben und künstlerisches Wirken erfuhr die letzten Jahre in unterschiedlicher Form Beachtung. Der Trikont Verlag hat drei schöne Werkschauen inklusive DVD herausgebracht. In der Graphic Novel »I Got Rhythm« von Caroline Gille und Niels Schröder wird die wechselvolle Geschichte von Coco Schumann genial erzählt.
Gerhard Hanloser
Der Beitrag erscheint in der Melodie und Rhythmus 5/2015, erhältlich ab dem 28. August 2015 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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