Melodie & Rhythmus

Zum Sterben schön

28.08.2010 10:13

Die Musik von Philipp Poisel speist sich aus Leid und Schmerz. m&r sprach mit dem Stuttgarter Sänger und Songschreiber über Freiheit und Furcht, über Trauer, Selbstmitleid und eine dramatische Fehldiagnose
Text: Erik Brandt-Höge, Foto: Christian Ditsch

Musikalisch ist deine Heimat das schwermütige Liebeslied. Mit einem solchen beginnt auch das neue Album: »Wie soll ein Mensch das ertragen«. Warum hast du den Schmerz gleich am Anfang der Platte positioniert?
PHILIPP POISEL: Der Song hat für mich schon einen Opener-Charakter. Was für mich aber viel wichtiger ist als die Frage, womit das Album nun anfangen sollte, ist die, womit es aufhören könnte. Wenn ich ein Album anhöre, vermittelt mir immer das letzte Drittel ein bestimmtes Gefühl, mit dem ich dann auch zurückgelassen werde. Mir ist es wichtig, den Hörer langsam an die Songs heranzuführen, für die man mehr Zeit braucht und auf die man sich mehr einlassen muss. Es gibt Songs auf dem Album, von denen ich zuerst dachte: die sind ja ewig lang, das hält ja kein Mensch aus! Aber wenn ich dann das Album in seiner gesamten Länge anhöre, bin ich als Zuhörer irgendwann so weit drin, dass ich mich auch auf die Songs einlassen kann, die etwas schwerer zugänglich sind. Für mich war es also sinnvoll, diese nach hinten zu legen.

Beim zweiten Album geht es immer auch um die Weiterführung eines Images. Auf deiner ersten Platte hörte man dich oft weinerlich und sehr verletzt singen. Jetzt schluchzt und jammerst du wieder. Ist dir das Bild des empfindlichen Jungen, das viele Hörer von dir haben, besonders wichtig?
PHILIPP POISEL: Ich habe auch schon von Vergleichen mit Rio Reiser gehört. Diese Stimmung kommt bei mir daher, dass ich versucht habe, möglichst die Töne zu treffen. Ansonsten versuche ich immer, innerlich ein Gefühl zu etwas herzustellen, und dann kommt es eben so heraus, wie es herauskommt. Mir selbst geht es manchmal so, dass ich, wenn ich zu Hause mit meinem Rekorder einen Song aufnehme und ihn mir später anhöre, denke: oh, das kann man ja kaum verstehen!

Das komplette Interview lesen Sie in der melodie&rhythmus 4/2010, erhältlich ab dem 7. September am Kiosk oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch hier bestellen.

melodie&rhythmus präsentiert: Philipp Poisel auf Tour

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