»Junge, he, drück nicht ab, sei nicht stolz wie ein Pfau/Dass du triffst, was sich regt, jedes Ziel, ganz genau.«
Text: Frank Viehweg, Fotos: Sergei Karpukhin/Reuters, RIA Novosti/Reuters
Im Mai 2010 ist Juri Schewtschuk, Kopf der Band DDT, gemeinsam mit anderen Künstlern zu einem Gespräch mit Ministerpräsident Putin eingeladen. Eine besondere Ehre sollte man meinen – aber er nutzt die Gelegenheit, um in der Öffentlichkeit dieser Fernsehsendung auf die Schattenseiten der gegenwärtigen Politik hinzuweisen und fordert einfach mal so Presse- und Demonstrationsfreiheit. Nicht nur Unmengen von Sicherheitsleuten erzeugen eine ungute Atmosphäre, einige Künstlerkollegen versuchen ihn zu beschwichtigen und von kritischen Fragen abzuhalten, weil sie Konsequenzen befürchten. Doch solche Gedanken halten einen Juri Schewtschuk nicht auf.
Eine Woche später erhält er von Putin ein Telegramm, in dem dieser ihm dankt und in dem es heißt: »Ich verstehe, dass es in Russland nicht wenige Menschen gibt, die Ihre Meinung teilen. Wir verstehen, dass wir auch auf Sie hören müssen.« Die großen Konsequenzen sind also ausgeblieben – die Türen des russischen Fernsehens aber haben sich danach für die Band DDT nicht mehr geöffnet.
Unbequem waren DDT schon immer. Die Band entstand in der baschkirischen Hauptstadt Ufa aus einer Hochzeitskapelle namens Kaleidoskop, kurz nachdem Juri Schewtschuk im Jahre 1980 zu ihr stieß. Die Lieder erregen schon bald den Unwillen der Funktionäre von Partei und Staat, und Schewtschuk sah sich in der Folgezeit vehementen Schikanen ausgesetzt. Mitte der 1980er Jahre zog er in das liberalere Leningrad und gründete die Band DDT praktisch neu. 1987 erscheint die erste LP bei der staatlichen Schallplattenfirma »Melodija«, doch zu diesem Zeitpunk zirkulierten bereits illegale Tonträger in einer geschätzten Auflage von 50 Millionen Exemplaren. Bis heute weist die DDT-Diskografie über 20 Alben aus.
Frank Viehweg Verschwunden ohne Spur
Lieder-Verse nach Juri Schewtschuk mit neun Federzeichnungen von Heidrun Hegewald
NORA Verlag, 2007, ISBN 978-3-86557-135-9, 92 Seiten, Broschur
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 4/2013, erhältlich ab dem 28. Juni 2013 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
