Melodie & Rhythmus

33 Jahre DDT

26.06.2013 06:39

Juri Schewtschuk

»Junge, he, drück nicht ab, sei nicht stolz wie ein Pfau/Dass du triffst, was sich regt, jedes Ziel, ganz genau.«
Text: Frank Viehweg, Fotos: Sergei Karpukhin/Reuters, RIA Novosti/Reuters

Im Mai 2010 ist Juri Schewtschuk, Kopf der Band DDT, gemeinsam mit anderen Künstlern zu einem Gespräch mit Ministerpräsident Putin eingeladen. Eine besondere Ehre sollte man meinen – aber er nutzt die Gelegenheit, um in der Öffentlichkeit dieser Fernsehsendung auf die Schattenseiten der gegenwärtigen Politik hinzuweisen und fordert einfach mal so Presse- und Demonstrationsfreiheit. Nicht nur Unmengen von Sicherheitsleuten erzeugen eine ungute Atmosphäre, einige Künstlerkollegen versuchen ihn zu beschwichtigen und von kritischen Fragen abzuhalten, weil sie Konsequenzen befürchten. Doch solche Gedanken halten einen Juri Schewtschuk nicht auf.

Eine Woche später erhält er von Putin ein Telegramm, in dem dieser ihm dankt und in dem es heißt: »Ich verstehe, dass es in Russland nicht wenige Menschen gibt, die Ihre Meinung teilen. Wir verstehen, dass wir auch auf Sie hören müssen.« Die großen Konsequenzen sind also ausgeblieben – die Türen des russischen Fernsehens aber haben sich danach für die Band DDT nicht mehr geöffnet.

Unbequem waren DDT schon immer. Die Band entstand in der baschkirischen Hauptstadt Ufa aus einer Hochzeitskapelle namens Kaleidoskop, kurz nachdem Juri Schewtschuk im Jahre 1980 zu ihr stieß. Die Lieder erregen schon bald den Unwillen der Funktionäre von Partei und Staat, und Schewtschuk sah sich in der Folgezeit vehementen Schikanen ausgesetzt. Mitte der 1980er Jahre zog er in das liberalere Leningrad und gründete die Band DDT praktisch neu. 1987 erscheint die erste LP bei der staatlichen Schallplattenfirma »Melodija«, doch zu diesem Zeitpunk zirkulierten bereits illegale Tonträger in einer geschätzten Auflage von 50 Millionen Exemplaren. Bis heute weist die DDT-Diskografie über 20 Alben aus.

Frank Viehweg Verschwunden ohne Spur
Lieder-Verse nach Juri Schewtschuk mit neun Federzeichnungen von Heidrun Hegewald
NORA Verlag, 2007, ISBN 978-3-86557-135-9, 92 Seiten, Broschur

Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 4/2013, erhältlich ab dem 28. Juni 2013 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

Anzeige

Anzeigen



TOP 10: April 2024

Liederbestenliste

Ältere M&R-Newsletter

Aus dem M&R-Archiv

Auf Ostfrontlinie gebracht
Nationalistische Parolen, Geschichtsklitterung, Hassexzesse, sogar Begeisterung für den totalen Krieg – einer wachsenden Zahl von Künstlern und Intellektuellen ist offenbar jedes Mittel recht, um sich der neuen Volksgemeinschaft gegen Russland anzudienen. weiterlesen

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Rudolstadtfestival 2023: Viva Cuba

Fotos von Katja Koschmieder und Jens Schulze weiterlesen

In eigener Sache

Stellenausschreibung
Die Verlag 8. Mai GmbH sucht eine Kulturredakteurin (m/w/d) für die Melodie & Rhythmus

*****************

Wenn die Kraft fehlt
Weshalb der Verlag 8. Mai das Kulturmagazin Melodie & Rhythmus einstellt

Leider müssen wir heute eine schmerzliche Niederlage eingestehen: Das Magazin für Gegenkultur Melodie & Rhythmus (M&R) kann nicht weiter erscheinen. Das hat verschiedene Gründe, sie sind aber vor allem in unserer Schwäche und in der der Linken insgesamt zu sehen. weiterlesen

*****************

»Man hat sich im ›Grand Hotel Abgrund‹ eingerichtet«
Zum Niedergang des linken Kulturjournalismus – und was jetzt zu tun ist. Ein Gespräch mit Susann Witt-Stahl

Ausgerechnet vor einem heißen Herbst mit Antikriegs- und Sozialprotesten wird M&R auf Eis gelegt – ist das nicht ein besonders schlechter Zeitpunkt?
Ja, natürlich. … weiterlesen

logo-373x100

Facebookhttps://www.facebook.com/melodieundrhythmus20Twitter20rss

Jetzt abonnieren

flashback