
Foto: Xamax
İdİl Baydar hält Deutschland mit ihren Türken-Klischees humorvoll den Spiegel vor – kein schöner Anblick!
Interview: Christoph Kutzer
Unverblümt, laut, komisch, intelligent und treffsicher in ihren Analysen des Zusammenlebens zwischen Türken und Deutschen: Jilet Ayşe ist »ghettolektuell«. So lautet auch der Titel des zweiten Jilet-Soloprogramms der Schauspielerin und Kabarettistin İdil Baydar. M&R traf sie vor ihrem Gastspiel bei der Deutsch-Türkischen Kabarettwoche in Stuttgart zum Gespräch.
Frau Baydar, wo ist Jilet Ayşe in diesem Moment?
Sie rumort in mir und bereitet sich auf ihren Auftritt vor. Ich habe sie immer mit dabei. Jilet Ayşe ist eine andere Version meiner Identität – als Rolle. Nicht alles, was sie sagt, ist eins zu eins als meine Meinung zu verstehen. Ich spreche auch immer in der dritten Person von ihr. Wenn ich meine eigenen Videos anschaue, kann es passieren, dass ich mich schlapplache und denke: »Wie krass ist die denn?!« Ich sehe in solchen Momenten gar nicht mich selbst.
Heißt das, die Rolle verselbstständigt sich ein Stück weit?
Auf jeden Fall. Es ist wie bei einer Handpuppe im Kaspertheater. Jilet ist die Figur, und İdİl ist die Hand, die sie führt. Manchmal führt aber eben auch der Kasper die Hand. Ich finde dieses Spannungsfeld sehr reizvoll.
Kommt es häufig vor, dass Sie mit Jilet Ayşe verwechselt werden?
Von anderen Menschen höre ich manchmal, sie hätten den Eindruck, Jilet säße bereits vor ihnen. Das ist beleidigend und unhöflich. Als Jilet auf der Bühne zu stehen, ist künstlerische Arbeit. Es ist aber keine Schauspielerei im klassischen Sinne. Ich bin nicht fremdbestimmt. Ich bin nicht weisungsgebunden an einen Regisseur. Die Figur ist meine und nicht von mir zu trennen.
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Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 3/2019, erhältlich ab dem 14. Juni 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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