Ian Brennan über Kapitalkonzentration und Monokultur auf dem Musikmarkt
Interview: Bastian Tebarth
Der US-amerikanische Musikproduzent Ian Brennan hat mit Bands und Solokünstlern wie Fugazi und Merle Haggard gearbeitet, aber auch Aufnahmen mit Häftlingen in einem Hochsicherheitsgefängnis im südostafrikanischen Malawi gemacht. Für seine Erfolge als Produzent wurde er mehrfach für einen Grammy nominiert, 2011 erhielt er die begehrte Auszeichnung für seine Arbeit mit der Tuareg-Band Tinariwen. Als ausgewiesener Kenner des Musikmarktes gehört er aber auch zu dessen schärfsten Kritikern. Jüngst veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel »Muse-Sick. A Music Manifesto in Fifty-Nine Notes«, in dem er vor der wachsenden Monopolisierung der Kulturindustrie warnt. M&R sprach mit Ian Brennan über Erscheinungsformen der Standardisierung der Popmusik, den Ausverkauf des Schaffens ihrer Stars und Diversity als Betrug am Publikum.
Der Titel Ihres Buchs enthält ein Wortspiel. Warum ist die »Muse« – die Schutzgöttin der Künste – »krank«?
Viele der heute als Klassiker gewürdigten Musikalben waren zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung unbekannt; sie wurden erst eine oder zwei Generationen später entdeckt: zum Beispiel die Alben von Nina Simone und Nick Drake. Die Konzentration der Musikindustrie begann bereits in den 1960er-Jahren, etwa mit der Inszenierung medialer Hypes, in deren Schatten unzählige der wirklich kreativen Künstler standen, sie nahm aber 50 Jahre später extreme Ausmaße an: Heute werden 99 Prozent der Streamingerlöse an ein Prozent der Musiker ausgeschüttet – an Leute wie Ed Sheeran und Taylor Swift. Das kann nicht gesund sein. …
[≡] Ian Brennan
Muse-Sick
A Music Manifesto in
Fifty-Nine Notes
Foreword by John Waters
PM Press
111 Seiten
Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2022, erhältlich ab dem 1. April 2022 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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