
Foto: Ilya Kuzniatsou
Eine Annäherung an die deutschen Traumata unverarbeiteter Schrecken und Schuld
Interview: Dror Dayan
Für seine Dokumentation »Der Krieg in mir« ging der Filmemacher Sebastian Heinzel der Frage nach der Vererbbarkeit von Traumata nach. Er reiste in Begleitung seines Vaters an Orte in Belarus, an denen sein Großvater im Zweiten Weltkrieg als Wehrmachtsoldat im Einsatz – und möglicherweise an Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt – war. M&R sprach mit dem Regisseur über die Verarbeitung von Schuld mit filmischen Mitteln und die unterschiedlichen russischen und deutschen Perspektiven auf die damaligen Ereignisse.
Wenn das Thema Zweiter Weltkrieg behandelt wird, dann ist in Deutschland meist die Auseinandersetzung mit Schuld zentral − auch in Ihrem Film?
Mir ging es bei dem Film vor allem um eine persönliche Perspektive. Sowohl darum, was meine Großväter im Krieg erlebt hatten, als auch um die Frage, was sie möglicherweise von ihren Erfahrungen an mich überliefert haben. Ich wollte als Vertreter der dritten Generation nach dem Krieg wissen, wie dieser noch in uns weiterlebt. Ein besonderes Augenmerk habe ich auf die Weitergabe von Traumata an Nachkommen gelegt. Die Hauptbotschaft des Films ist, dass Verarbeitung und Versöhnung möglich sind, wenn wir die Vergangenheit genauer betrachten und uns darüber informieren. Das habe ich auch ganz persönlich durch die Auseinandersetzung mit meinem Vater erlebt, der nach Weißrussland mitgekommen ist und sich an meiner Spurensuche beteiligt hat.
Warum haben Sie sich für eine Erzählform entschieden, in der Sie selbst als Protagonist und Ihr Vater als eine Art Antagonist auftreten?
Diese Form hat sich mit der Zeit einfach so entwickelt. …
Der Krieg in mir
Regie: Sebastian Heinzel
Filmdisposition Wessel
Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2020, erhältlich ab dem 13. März 2020 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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