
Mint-Workshops für weibliche DJs sind bald Geschichte
Foto: Promo Mint
Plattform für Frauen in der elektronischen Musik löst sich auf
Das Aufsehen war groß: 2015 belegte eine Umfrage des internationalen Netzwerks female:pressure die unterdurchschnittliche Repräsentation von Frauen in der elektronischen Musik mit harten Zahlen. 88,8 Prozent der DJs in den Clubs waren männlich – ein Anteil, der die fortschrittsgläubige Szene erstaunte. Schon zwei Jahre zuvor hatten Ena Lind und Zoe Rasch in Berlin Mint gestartet, eine Plattform, die »die Sichtbarkeit von weiblichen DJs und Acts verbessern« sollte. Auf großen Plakaten, die die Konterfeis der ungeschminkten DJanes zeigten, lud man zu Partys mit ausschließlich weiblichem Lineup ein. Auch die Mint-Workshops zum Produzieren und Auflegen erfreuen sich seitdem reger Teilnahme.
Doch nun haben die Initiatoren bekannt gegeben, dass die Plattform Ende 2017 aufgelöst wird. »Mint ist so groß geworden, dass ich mich nicht mehr auf meine eigene DJ-Karriere konzentrieren kann«, stellt Ena Lind fest. Der Erfolg macht den Erfolg zunichte. Das bedeutet aber nicht, dass sich die Gesamtsituation für Frauen verbessert hätte. Laut female:pressure ist ihr Anteil hinter dem DJ-Pult unverändert gering. Trotzdem kann Mint bleibende Resultate vorweisen: In den Workshops haben sich neue weibliche Kollektive zusammengefunden, ein Label ist in Gründung. Die Booking-Agentur für Frauen, von Mint vor zwei Jahren gestartet, wird unter anderem Namen fortgeführt. Eine Teilnahme an den Workshops ist noch bis Ende des Jahres möglich.
Martina Dünkelmann
Der Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2017, erhältlich ab dem 31. März 2017 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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