Melodie & Rhythmus

Schützenswertes Nachtleben

25.10.2016 15:36
Foto: Sophia Kembowski / DPA-Bildfunk

Foto: Sophia Kembowski / DPA-Bildfunk

Wie können Clubs in aufgewerteten Innenstädten überleben?

Die Diskussion um das Clubsterben hält an. Sechs Jahre ist es her, dass Streitigkeiten mit den Bewohnern eines nicht schallisolierten Neubaus den traditionsreichen Berliner Club Knaack in die Knie zwangen. Kein Einzelfall: Auch das Béi Chéz Heinz in Hannover, das Eisen in Bremen oder das Backstage in München waren oder sind aktuell von Schließung bedroht. Durch die wachsende Attraktivität der Innenstädte als Wohnort häufen sich in Deutschland die Klagen gegen laute Musik – eine Entwicklung, die Marc Wohlrabe von der Clubcommission Berlin mit Sorge betrachtet: »Ich behaupte, dass ein Großteil der in Deutschland erfassten Klagen nur von einer oder zwei Personen geführt wird. Oftmals sind die Kläger Leute, die nachträglich dorthin gezogen sind. Sie sorgen dafür, dass das soziale Leben praktisch zum Erliegen kommt.«

Um die Lage zu entspannen, hat der Verband der Musikspielstätten LiveKomm Ende September in einem Positionspapier gefordert, Clubs, Open-Air-Flächen und Bandübungsräume stärker in die Planungen zur Stadtentwicklung zu integrieren und den Interessenausgleich durch kommunale Instrumente wie einen Beauftragten für Musik- und Popkultur zu fördern. Auch rechtlich sieht Wohlrabe Reformbedarf: »Das Lärmemissionsschutzgesetz in seiner aktuellen Variante kollidiert mit der gesellschaftlichen Realität.« Weitere Sensibilisierung für die Wechselwirkungen zwischen Nachtleben und Stadtentwicklung verspricht die vom 24. bis 26. November in Berlin stattfindende Konferenz »Stadt nach Acht«, die Potenziale und Konfliktfelder der urbanen Nachtökonomie erörtert.

red

Der Beitrag erscheint in der Melodie und Rhythmus 6/2016, erhältlich ab dem 28. Oktober 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

Anzeigen



TOP 10: April 2024

Liederbestenliste

Ältere M&R-Newsletter

Aus dem M&R-Archiv

Auf Ostfrontlinie gebracht
Nationalistische Parolen, Geschichtsklitterung, Hassexzesse, sogar Begeisterung für den totalen Krieg – einer wachsenden Zahl von Künstlern und Intellektuellen ist offenbar jedes Mittel recht, um sich der neuen Volksgemeinschaft gegen Russland anzudienen. weiterlesen

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Rudolstadtfestival 2023: Viva Cuba

Fotos von Katja Koschmieder und Jens Schulze weiterlesen

In eigener Sache

Stellenausschreibung
Die Verlag 8. Mai GmbH sucht eine Kulturredakteurin (m/w/d) für die Melodie & Rhythmus

*****************

Wenn die Kraft fehlt
Weshalb der Verlag 8. Mai das Kulturmagazin Melodie & Rhythmus einstellt

Leider müssen wir heute eine schmerzliche Niederlage eingestehen: Das Magazin für Gegenkultur Melodie & Rhythmus (M&R) kann nicht weiter erscheinen. Das hat verschiedene Gründe, sie sind aber vor allem in unserer Schwäche und in der der Linken insgesamt zu sehen. weiterlesen

*****************

»Man hat sich im ›Grand Hotel Abgrund‹ eingerichtet«
Zum Niedergang des linken Kulturjournalismus – und was jetzt zu tun ist. Ein Gespräch mit Susann Witt-Stahl

Ausgerechnet vor einem heißen Herbst mit Antikriegs- und Sozialprotesten wird M&R auf Eis gelegt – ist das nicht ein besonders schlechter Zeitpunkt?
Ja, natürlich. … weiterlesen

logo-373x100

Facebookhttps://www.facebook.com/melodieundrhythmus20Twitter20rss

Jetzt abonnieren

flashback