Melodie & Rhythmus

»Ich glaube, dass Gott der erste Kommunist war«

26.06.2010 07:15

Nina Hagen hat sich taufen lassen, ihre Bekenntnisse aufgeschrieben und eine Gospelplatte aufgenommen
Text: Thomas Wagner, Foto: Christian Ditsch

Berlin im Juni. Nina Hagen hat zur Pressekonferenz in die Parochialkirche in der Klosterstraße geladen. Sie posiert vor der Fotografenmeute, singt »We Shall Overcome«, Woody Guthries »All You Fascists Bound To Lose« und andere Lieder ihres neuen Albums. Dann spricht sie über ihr Engagement in der Friedens- und Anti-Atombewegung und ihre Liebe zur Gospelmusik. Im Anschluss gibt es im schattigen Garten der Kirche Zeit für Einzelgespräche. Ich will genauer wissen, was es mit dem politischen Engagement und dem religiösen Bekenntnis der Musikerin auf sich hat.

Sie haben die Friedensbewegung in den USA kennengelernt und sagen, dass wir in Deutschland davon sehr wenig mitbekommen haben.
NINA HAGEN: Die ganzen Jahre, als George W. Bush noch an der Macht war,gab es Bewegungen, die gegen ihn ein Amtsenthebungsverfahren, ein Impeachment, einleiten wollten. Ein ehemaliger Staatsanwalt hat ein Buch geschrieben: »The Prosecution Of George W. Bush For Murder «. Der hat die Amtshandlungen des Präsidenten gerichtstechnisch so aufgearbeitet, dass man Bush tatsächlich hätte anklagen können, wegen seiner völkerrechtswidrigen Kriegsführung. Die Wirkung des in den Bomben verwendeten abgereicherten Urans (depleted uranium) auf die Neugeborenen wird geleugnet. Du stehst wie ohnmächtig da, wenn die Typen, die die Macht ausüben, die Politiker und Regierungen, auf Petitionen, offene Briefe und Warnungen von Ärzten und Wissenschaftlern immer nur reagieren, indem sie das Problem negieren. Dabei sind die Wirkungen der depleted uranium-Waffen ganz, ganz schlimm. Ihre Verwendung ist ein Verbrechen. Die Kinder, die in diesen Gegenden zur Welt kommen, sind nicht überlebensfähig.

Das komplette Interview lesen Sie in der melodie&rhythmus 3/2010, erhältlich ab dem 6. Juli am Kiosk oder im Abonnement.

NINA HAGEN: Personal Jesus
Keine Angst. Auch wer den Weg in die Kirche scheut, kann an diesem Album Gefallen finden. Nina Hagen rockt den Gospel: schnörkellos, rauh und herzenswarm. Mit ihrer rauchigen, markanten und ausdrucksstarken Stimme haucht sie Klassikern wie »Mean Old World« neues Leben ein. Zu den Höhepunkten des Albums gehören das ursprünglich von Depeche Mode stammende Titelstück »Personal Jesus« sowie Woody Guthries mitreißend gesungener Politklassiker »All You Fascists Bound To Lose«.
Fazit: Ein Gospelalbum, das auf der ganzen Linie überzeugt.
Koch/Universal Music, VÖ: 16.07.2010
www.einfach-nina.de

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