Künstler stellen sich hinter Fridays-for-Future-Bewegung
Kinder und Künstler haben ein gemeinsames Problem: Ihre Ansichten zu Politik und Gesellschaft werden gerne als naiv und unrealistisch abgetan. Insofern ist mit der Gründung des Forums Artists for Future eine produktive Allianz der Ohnmächtigen auf den Weg gebracht: Musiker, Schriftsteller, Kabarettisten und bildende Künstler wollen solidarisch mit den Schülern und Studenten handeln, die im Rahmen der Fridays-for-Future–Bewegung für die Klimarettung streiken. Der Kabarettist Claus von Wagner (»Die Anstalt«) begründet seine Unterstützung gegenüber M&R mit dem eben nicht blauäugigen, sondern gut durchdachten Vorgehen der jungen Aktivisten: »Die Proteste von Fridays for Future sind ausdauernd, informiert, mit klaren Forderungen versehen und geben den Druck aus der Wissenschaft an das politische System weiter.« Die Singer-Songwriterin Dota Kehr hofft, dass Politiker es nicht mehr bei Lippenbekenntnissen belassen. Der Appell sei nötig, auch wenn er das Kernproblem nicht angehe: »Ein auf ständiges Wachstum gerichtetes System macht einen schonenden Umgang mit der Umwelt fast unmöglich«, sagt sie. »Aber weil ich die Abschaffung des Kapitalismus in naher Zukunft für nicht sehr realistisch halte, muss vorerst die Politik eingreifen.«
Rund 1.800 Künstler haben die »gemeinsame Stellungnahme« von Artists for Future bis zum Redaktionsschluss unterzeichnet, darunter der Musiker Konstantin Wecker, der Filmemacher Michael »Bully« Herbig, die Schauspielerin -Nora Tschirner, der Kabarettist Volker Pispers und die Regisseurin Dominique de Rivaz. In dem Positionspapier heißt es: »Kunst reflektiert und schafft gesellschaftliche Realitäten. Oder stellt sie in Frage. Deshalb tragen wir eine Mitverantwortung für das, was gesellschaftlich als normal wahrgenommen wird.«
Die Künstler sind bemüht, die Schüler zu unterstützen, ohne ihre Bewegung zu kapern. Auf die Frage von M&R, was er zu den Protesten beitragen könne, antwortet Max Uthoff (ebenfalls »Die Anstalt«): »Fragen wir doch die Schüler!« Sein Kollege von Wagner äußert sich ähnlich zurückhaltend: »Ich möchte nicht die Bewegung bereichern, viele Schüler haben bereits mehr Wissen zu dem Thema als ich. Ich möchte nur die Basis des Protestes verbreitern.« Dieses Ziel findet sich auch in der Stellungnahme der Initiative: »Unsere Möglichkeiten, das zu tun, liegen im künstlerischen Ausdruck und in der Herstellung von Öffentlichkeit«, heißt es da. Die teilnehmenden Kreativen werden ermutigt, sich bei Ortsgruppen zu melden und für deren Veranstaltungen »künstlerische Aktivitäten« anzubieten.
Dass Publicity allein nicht reichen wird, ist den Künstlern bewusst: »Einfach nur einen Aufruf unterzeichnen ist natürlich leicht – viel zu leicht. Vielleicht sollten alle streiken«, meint -Dota Kehr.
red
Der Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 3/2019, erhältlich ab dem 14. Juni 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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