Melodie & Rhythmus

Rock me, Shakespeare!

26.04.2016 15:54
Foto: wikimedia.org / public domain

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Die Musikwelt liebt den Dichter. Er war der größte Popstar seiner Zeit – und taugt noch heute als Prototyp für künstlerische Selbstvermarktung

Tarik Ahmia

Vor mehr als 400 Jahren definierte William Shakespeare den Archetypus dessen, wonach Popstars bis heute streben: das Dasein eines erfolgreichen Kreativen; genial und doch massentauglich, ein Publikumsliebling, der dennoch künstlerisch wie finanziell unabhängig blieb. Dazu noch so aufmüpfig, dass dies seinem Ruf eher diente als ihn ernsthaft zu gefährden.

Schon das Londoner Dichter-Establishment echauffierte sich über den jungen Underdog aus der Provinz, als der versuchte, sich in ihrer Theaterszene zu etablieren. Zeitgenosse Robert Greene ließ sich gar zu einem Pamphlet hinreißen, in dem er über Shakespeare lästerte: »Denn es gibt eine emporgekommene Krähe, fein herausgeputzt mit unseren Federn, […] und als ein absoluter Hansdampf in allen Gassen kommt er sich als der größte Theater-Erschütterer im Land vor.«

Zu Greenes Überraschung und der seiner Kollegen sollte sich Shakespeare genau als solcher erweisen. Seine Theaterstücke sorgten für volle Häuser – und Kassen. Er beherrschte den Spagat zwischen Unternehmertum und produktivem Künstler perfekt und wusste sich zu inszenieren. Schon zu Lebzeiten ließ sich der Dichter als Popstar porträtieren: Mit schulterlangem Haar, Stoppelbart und goldenem Ohrring legte Shakespeare Wert auf die äußerlichen Attribute, die ihn schon zu seiner Zeit als Künstler auswiesen.

Als smarter Theaterunternehmer schrieb er, wonach den Menschen verlangte: Fortsetzungen, Variationen erfolgreicher Stücke und Abwandlungen von Sagen- und Märchenstoffen. Die Furcht vorm Populären war dem Autor, der überwiegend für ein Publikum aus Analphabeten schrieb, fremd – nicht zuletzt aus ökonomischem Interesse: Shakespeare war an den Einnahmen seiner Stücke beteiligt. Mit dem pragmatischen Populismus eines Andrew Lloyd Webber hätte er sich wohl durchaus anfreunden können. Mit Anfang 40, gut zehn Jahre vor seinem Tod, wurde er Mitbesitzer des Londoner Globe Theatre und damit endgültig zu einem reichen Mann.

Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 3/2016, erhältlich ab dem 29. April 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

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