Angewandte Musik für die Massen
Hanns-Martin-Schleyer-Halle, Stuttgart
Christoph Kutzer
Wenn 6.000 Zuschauer zu einem Konzert strömen, ist die Trennlinie zwischen Kunst und Kommerz bereits verwischt. So überrascht es wenig, wenn beim Gastspiel von Ennio Morricone in der schwäbischen Metropole Tassen, T-Shirts und Poster mit dem Namen des Maestros feilgeboten werden. Tour-Becher am Bierausschank gab es aber nicht. Eine Dame hatte tatsächlich nachgefragt. Offenbar ist der Komponist nicht nur eine Legende. Er ist Pop!
Der Preis der Popularität war an diesem Abend die miserable Akustik der Schleyer-Halle. Wo Rockshows gern unter breiigem Sound leiden, hatte der differenzierte Klang des durch Schlagzeug, E-Bass und -Gitarre ergänzten Orchesters keine Chance. Die verstärkten Instrumente überdeckten vor allem die tiefen Streicher. Immerhin konnte man Celli und Kontrabässe auf der Großleinwand spielen sehen. Morricone schien sich nicht ganz schlüssig zu sein, ob er den Regeln einer Massenveranstaltung entsprechen sollte oder nicht. Zum einen bediente er den Wunsch nach seinen berühmten Italo-Western-Themen nur punktuell. Das Kojoten-Motiv aus »Zwei glorreiche Halunken« erklang im Rahmen einer kleinen Sergio-Leone-Suite. Das war es dann auch schon.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 3/2015, erhältlich ab dem 30. April 2015 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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