Die EU-Copyright-Reform befördert Eindimensionalisierungsprozesse im Internet
Mit ihrer geplanten Urheberrechtsreform haben sich das EU-Parlament und Vertreter der Mitgliedsstaaten mit dem umstrittenen Artikel 13 auf ein Vorgehen geeinigt, das für kritischen Journalismus und Gegenkultur in Europa gravierende Folgen haben könnte. Die Betreiber von Webseiten oder Apps, auf denen Nutzer Beiträge veröffentlichen können, stehen jetzt vor einem großen Problem: Um nicht für Verletzungen geistiger Eigentumsrechte belangt zu werden, müssen sie präventive Maßnahmen ergreifen. Das funktioniert nach Einschätzung von Experten nur mit Uploadfiltern, also Programmen, die automatisch verhindern, dass Content, der potenziell nicht rechtssicher ist, hochgeladen werden kann oder diesen selbstständig von der Plattform löschen.
Schon jetzt blockieren Filter von YouTube und Facebook eigentlich legale Kommentare und Parodien von Inhalten. Julia Reda von der Piraten-Partei, die im EU-Parlament sitzt, hat dabei eine gefährliche Tendenz ausgemacht: Insbesondere »kontroverse« Inhalte zu Themen wie Antirassismus und LGBTQ+–Rechten würden besonders oft von Filtern erfasst. »Aber auch kritische Künstler könnten erfahren, dass ihre Gegner oder Trolle böswillig Urheberrechtsverletzungen anzeigen, wo keine sind«, sagt Reda, schließlich beziehe sich Kunst häufig auf andere bereits existierende Werke oder anderes Material. Außerdem ist die Technologie teuer: »Rein finanziell«, so Reda, »könnte die Verpflichtung zum Filtern viele kleine Plattformen ruinieren«.
red
Der Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2019, erhältlich ab dem 22. März 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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