
Nathan Rappaports Skulpturen für das Warschauer Ghetto-Ehrenmal
Foto: Kacper Pempel / Reuters
Die Werke von Arnold Schönberg und Luigi Nono
Ruben Seroussi *
Die Kontroverse darüber, ob Musik das Potenzial hat – ob es vielleicht sogar ihre Pflicht ist –, Katastrophen aus der Geschichte der Menschheit künstlerisch zu verarbeiten, ist alt, aber nach wie vor aktuell. Obschon ich selbst eine Art Purist bin, mir nicht von einer defizitären Realität die Regeln diktieren lassen und die Kunst zu deren Sklavin machen will, habe ich zwei Dinge gelernt: Erstens, es gibt wichtige Werke, die ihre Inspiration aus historischen Ereignissen bezogen und ihre Dramaturgie darauf gegründet haben, und zweitens, es gibt Komponisten, deren Inspiration von ihrem Wunsch genährt wird, politisch Stellung zu beziehen.
Der Holocaust als Thema – und es sei mir erlaubt, auch andere Genozide in diese Überlegungen miteinzubeziehen – stellt sich als besonders problematisch dar. Unser Augenmerk muss sich in diesem Fall auf die Frage richten, inwiefern das Leid der Opfer missbraucht wird, um aus ihm »künstlerischen« Gewinn zu ziehen. Diese Perspektive ist eine Art Umkehrung des früheren Standpunktes, also der Weigerung, die Regeln der politischen Realität auf die Freiheit der Kunst anzuwenden: Es bietet sich hier die Möglichkeit, das Böse und Ungerechte mittels einer Katharsis zu vermindern oder zu »erklären« – wie viele Filme über das Thema wurden nach diesem Schema gedreht?
* Ruben Seroussi ist Komponist, klassischer Gitarrist und Leiter der Abteilung Komposition der Buchmann-Mehta School of Music der Universität Tel Aviv.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 5/2016, erhältlich ab dem 2. September 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.